Vorweg muss ich gleich gestehen, dass ich Marathonmann bisher nur mäßig verfolgt habe. Vor einigen Jahren kaufte ich mir zwar aus der Cheapo-Kiste meines Plattenladens ihr Debütalbum „Holzschwert“, so richtig abgeholt haben mich die Münchner mit ihrem kratzig-emotionalen Post-Hardcore damals allerdings nicht. Auch wenn die Jungs meinen Geschmack einfach nicht ganz getroffen haben, konnte ich den Hype um die Band durchaus nachvollziehen und gönnte ihnen die verdiente Aufmerksamkeit.

Nun steht mit „Die Angst sitzt neben dir“ Album Nummer vier in den Startlöchern, weshalb ich Marathonmann nochmal eine Chance geben wollte. Die Vorankündigungen zur Platte waren eigentlich ganz vielversprechend, vor allem die Single-Auskopplung „Schachmatt“ ging schnell und gut nach vorne. Eigentlich war ich zuversichtlich, zumal die Band verkündete, das neue Album sei auf allen Ebenen eine Weiterentwicklung, ohne jedoch die Grundessenz einzubüßen. Als ich das fertige Produkt dann schließlich auf den Ohren hatte, machte sich dann doch Ernüchterung breit. Abgesehen von der vorab veröffentlichten Single kickt mich die Platte leider so gar nicht. Dass die Band viele persönliche Emotionen und Kraft in die Platte gesteckt hat, will ich überhaupt nicht in Abrede stellen, schließlich hört man ihr genau das an. Dennoch ist mir „Die Angst sitzt neben dir“ einfach zu glatt und angepasst. Damit reihen sich Marathonmann für mich leider immer mehr zwischen Bands wie Massendefekt und Heisskalt ein, die ich einfach nur schrecklich finde. Im Gegensatz zu Massendefekt versuchen Marathonmann wenigstens nicht, um jeden Preis irgendwie „härter“ und unangepasst zu klingen. Wer den genannten Bands etwas abgewinnen kann, wird mit der neuen Platte der Münchner ein neues Standardwerk haben.

Mit „Die Angst sitzt neben dir“ verhält es sich ein bisschen wie mit einem Film, dessen Trailer ziemlich gut ist, bei dem sich im Kino dann aber rausstellt, dass dieser bereits alle guten Szenen enthält. Dass gerade Punk und Hardcore mal öfter mehr Emotionen und Melodien vertragen könnten, steht außer Frage. Wie es gehen kann, haben in Deutschland beispielsweise Devil May Care und Chiefland vorgemacht. Bei Marathonmann bleibt mir – mit Blick auf meine bisherige Einschätzung – leider nur ein Fazit: Disappointed but not surprised.

[Redfield Records 2019]