Es gibt Dinge, die sind so abgefahren, aber dadurch auch wieder total großartig. Schnabeltiere zum Beispiel. Oder Gin Tonic mit Basilikum. Und wenn ich nun eine Band nennen müsste, wäre es wohl Grace.Will.Fall. Was nun aber alle drei gemeinsam haben: Auf den ersten Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Zeit will man nicht mehr ohne. Aber der Reihe nach.

Grace.Will.Fall aus dem schwedischen Jönköping holzen sich bereits seit Ende 2002 durch verschiedene Musiklandschaften und haben dabei so einiges aufgesogen: Hier ein bisschen Noise, da ein bisschen Crust, dann dort wieder dreckiger Rock ‘n‘ Roll – und das alles so organisch, dass man gar nicht nachvollziehen kann, wie man diese Genres überhaupt unabhängig voneinander denken kann. Oder wenn man es in Bands ausdrücken will: Wenn Converge, The Bronx und Gavin Portland eine Patchwork-Familie gründeten, hieße das Kind nach eingehender musikalischer Erziehung ohne Frage Grace.Will.Fall. Dabei schaffen es die Schweden aber trotz all ihrer Referenzen, einen eigenen Weg einzuschlagen, ohne zum bloßen Mini-Abbild ihrer musikalischen Eltern zu verkommen. Ihr neues Album „Barren By Design“ ist ein eindrucksvoller Beweis ebenjener Eigenständigkeit und lotet die Grenzen vertrackter und doch irgendwie eingängiger Musik neu aus. Bereits der Opener „Dicklike Tendencies“ verdeutlicht diesen Umstand. Wer also die Mathcore-Legenden Converge bisher zu stressig fand (sollte es solche Menschen wirklich geben), dürfte mit Grace.Will.Fall endlich einen niedrigschwelligeren Zugang zu sperriger Musik finden. Wahrscheinlicher ist aber unter’m Strich dann doch, dass „Barren By Design“ eher Genre-Nerds abholt und außerhalb der Szene unter dem Radar fliegt. Sei’s drum, ich zerlege derweil zum Sound der Schweden meine Bude und hoffe, dass es mir ein paar Leute gleichtun.

[Midsummer Records 2020]