Musik bewirkt und hilft dieser Tage erstaunlich viel – wenngleich die Wirkung (abseits einiger Streaming-Konzerte) meist auf Spotify und Plattenspieler beschränkt ist. Abseits davon sind viele Musiker*innen aber auch recht kreativ, was die Aufmunterung ihrer Fans betrifft: Seien es die besagten Streaming-Konzerte, das Texten von Trennungsliedern (Antilopen Gang) oder cringy Corona-Songs. Oder man macht es wie Goldroger und versorgt seine Fans mit einer zeitlich verzögerten Doppelveröffentlichung. Auch wenn diese Art der Veröffentlichung nicht konkret mit der aktuellen Pandemie zu tun haben dürfte, sind sieben neue Songs nach so kurzer Zeit trotzdem eine große Freude.

Da ich vom ersten Part des Albums „Diskman Antishock“, welcher im November 2019 erschien, schon ziemlich geflasht war, wartete ich gespannt auf den zweiten Teil der Platte im darauf folgenden Jahr. Zu den bisherigen sieben Tracks gesellen sich weitere sieben, sodass „Diskman Antishock II“ nun in seiner finalen Form als Album zu verstehen ist und dadurch eine ganz andere Wirkung entfaltet als die erste Auskopplung – die für sich genommen schon ziemlich großartig war. Die neuen Tracks knüpfen nicht nur musikalisch nahtlos an das Bestehende an, sondern komplettieren das Setting vielmehr. Der Ausflug in Goldrogers Traumwelten fällt also nicht nur länger, sondern intensiver aus. Die Hit-Dichte ist auf dem neuen Output des Rappers sogar nochmal eine Idee höher als auf Teil eins, wovon nicht zuletzt der Übertrack „Parabelflug“ zeugt – man kann den Titel also durchaus wörtlich nehmen und ihn als Höhepunkt des Albums ansehen. Dass die übrigen Tracks im Sinne  dieser Metapher allerdings nicht gleichermaßen schlechter sind, verdeutlicht die große Zahl an Vorab-Singleveröffentlichungen inklusive Videos.

„Diskman Antishock II” hat meine (zurecht) hohen Erwartungen definitiv erfüllt – vielleicht sogar ein bisschen mehr. Auf Albumlänge arrangiert funktionieren die Tracks nochmal besser und vor allem länger. Die Platte untermauert damit unüberhör- und -sehbar die großartige Fähigkeit Goldrogers, seine Musik quasi bildlich im Kopf des*der Hörenden darzustellen. Wie lange der Rapper diesen Sonderstatus aufrecht erhält, ist schon bemerkenswert – und immer noch gerechtfertigt.

[Vertigo/Universal Music 2020]