Als gealtertes Hardcore-Kid denke ich bei Australien nicht unbedingt an Post Punk, sondern vielmehr an die äußerst lebendige Hardcore-Szene des Kontinents, die großartige Bands Bands wie 50 Lions, Her Nightmare oder Parkway Drive hervorgebracht hat. Aber ich schweife ab. So wenig ich über die dortige Post Punk-Szene weiß, will ich mal trotzdem behaupten, dass diese mit RVG eine respektable Größe dazugewonnen haben.

Warum ich das finde? „A Quality of Mercy“, das eben erschienene Debüt der australischen Band, atmet die gleiche Luft wie ihre Vorbilder, aus deren Bewunderung sie keinen Hehl macht. Das Album klingt an allen Ecken nach Joy Division und The Smiths, verkommt aber nicht zur bloßen Kopie. Vielmehr, und diesen Aspekt finde ich besonders interessant, hat die Rock-Musik der 70er Jahre den Sound von RVG stark beeinflusst. Besonders gut zu hören ist das in „IBM“, wenn Sängerin und Gitarristin Romy Vager teilweise frappierend nach Jim Morrison klingt. Diese Mischung aus Post Punk und The Doors macht „A Quality of Mercy“ zu einer interessanten Angelegenheit. Der Sound der Band ist widersprüchlich und logisch zugleich: Düster, aber doch irgendwie euphorisch, und alles erstaunlich eingängig trotz der Kratzigkeit.

„A Quality of Mercy“ erlebt man am besten selbst, da die Substanz der Platte trotz einiger Referenzen eher schwer in Worte zu fassen ist. Wer einen kurzen Abstecher in die 70er und 80er Jahre versuchen möchte: RVG bekommen das in acht Songs hin. Versprochen.

[Fat Possum Records 2018]