Wenn BDHW mal wieder ein neues Release ankündigt, kann man sich in der Regel auf amtliches Geprügel einstellen. Kein Wunder also, dass das Leipziger Label vor etwa einem Jahr ein Vertrag mit Dagger Threat besiegelt und nun deren ersten Longplayer „Gestaltzerfall“ veröffentlicht hat. Im Grunde verkörpern die Hamburger exakt den musikalischen Labelkonsens: Irgendwo zwischen Hardcore, Metal und Beatdown mit gutem Gespür für Breakdowns und Tempowechsel. Eigentlich wären an dieser Stelle Label-Kollegen wie Optimist oder DCA gute Referenzen, Dagger Threat holen mich aber irgendwie noch ein Stückchen mehr ab als die genannten Bands. Die Hamburger verdichten ihren Sound so bemerkenswert, dass es schwer fällt, da wieder raus zu kommen. Zwar geht die Band in den richtigen Momenten etwas runter vom Gas, aber dann auch nur, um im nächsten Moment richtig durchzuprügeln. Dass die Band seit gerade einmal drei Jahren existiert und seitdem bereits zwei EPs veröffentlicht hat, macht die technische und musikalische Raffinesse umso bemerkenswerter. Gastfeatures befreundeter Bands wie Slope („Drowning“) und Left Behind („Stone“) runden „Gestaltzerfall“ gekonnt ab, weshalb diese Songs guten Gewissens als Anspieltipps gelten können.

„Gestaltzerfall“ ist ein fieser Brocken, der sich nicht mit Firlefanz wie Melodien aufhält. Dass die Hamburger dabei allerdings nicht in den totalen Stumpfsinn verfallen (was in ihrem musikalischen Gefilden durchaus schnell passieren kann), ist dabei erstaunlich, aber eben auch begrüßenswert. Wer eine geradezu klassische BDHW-Platte kennenlernen möchte und auch noch Code Orange-Fan ist, wird mit Dagger Threat sehr viel Spaß haben.

[BDHW 2019]