Neues aus dem Hause BDHW? Klare Sache, sollte man meinen. Szenekundige Personen kennen das Leipziger Label als zuverlässige Quelle brachialer Hardcore- und Beatdown-Bands. Gerade letztere Musikrichtung habe in meinen frühen Hardcore-Jahren noch sehr kritisch betrachtet: Sexistische Proleten-Kapellen wie Cunthunt 777 (nomen est omen) haben mir des öfteren sowohl die Zornes- als auch die Schamesröte ins Gesicht getrieben und jegliches Grundinteresse meinerseits von vornherein verbaut. Erst mit den großartigen Nasty kam der Wandel: Ich begann im „Band-Sortiment“ von BDHW zu stöbern und entdeckte mit Coldburn und Harm/Shelter weitere Brecher.

Entsprechend gespannt hörte ich mich durch den aktuellen Sampler von BDHW. Dabei fielen mir Slope auf, die abgefahren anders, aber doch irgendwie sehr vertraut klangen. Mit „Goodbye Mr. Dandy“, der ersten Single-Auskopplung der im August erscheinenden EP „Losin‘ Grip“ inklusive Video, gelingt dem Quintett aus Duisburg in der Tat ein kleiner Geniestreich. Zum einen bündeln die sieben Songs EP einige gute Dinge, die die 90er hervorgebracht haben: Crossover-Skate Punk à la Suicidal Tendencies, Thrash der Marke Pantera und sehr Grunge-lastige Stellen, die stark an Alice in Chains erinnern. Getragen wird diese Kulisse durch teils sehr funkig-groovige Riffs. Dennoch, und das macht „Losin‘ Grip“ so geil, klingen die Jungs stets nach angepisstem, rotzigen Hardcore (Trapped Under Ice), zu dem man sich hervorragend im Pit schubsen kann.

Mit dieser Mischung versuchen sich Slope an einem musikalischen Spagat, der aber glücklicherweise absolut gelingt. Auch diejenigen, die den eher geradlinigen Hardcore der BDHW-Bands gewohnt sind (und das meine ich keinesfalls negativ, im Gegenteil), dürften sich über eine kleine Erfrischung im Szenetümpel freuen.

Fazit: Schon lange nicht mehr klang eine Fusion aus Retro und modernem Hardcore so gut. Kaufempfehlung? Lasst mich mit einer Gegenfrage antworten. Scheißt der Bär in den Wald?

[BDHW 2017]