In Europa vergisst man als Hardcore-Kid gerne mal, dass auch außerhalb des Kontinent, auf dem man lebt, eine Fülle großartiger Bands existieren. Für mich ist es immer eine wahre Freude, wenn ich sehe, dass sich überall auf der Welt lokale Szenen bilden und weiter wachsen, und das unter teils widrigen oder gar gefährlichen Bedingungen. Während Nordamerika und Australien längst Garanten für wirklich gute Bands aus der Core-Sparte sind, setzt sich dieses Bild auch in Bezug auf Mittel- und Südamerika durch.
Worst, eine Band aus dem brasilianischen São Paulo, dürfte diese Entwicklung mit ihrem neuen Album „Deserto“ weiter vorantreiben. Nicht nur, weil diese nun bei BDHW unter Vertrag ist, sondern weil ihr Sound diverse Vorlieben sowohl von Metal- als auch von Hardcore-Fans bedient. Auf der einen Seite scheinen die Jungs viel Madball und Hatebreed gehört zu haben, aber was mindestens genauso stark durchklingt ist der allseits bekannte Soulfly-Sound. Na gut, Metal und Hardcore haben schon so manche Bands gemixt, sollte man meinen. Mag schon sein, aber warum nicht, wenn alles gut gemacht ist? Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, sofern die Musik großen Spaß macht und im Ansatz individuell klingt. Genau das ist bei Worst nämlich der Fall, und allein der Umstand, dass es sich bei „Derserto“ mittlerweile um Album Nummer vier handelt, zeugt von einer gewissen Versiertheit. Auf dem Album finden sich sowohl englische wie auch portugiesische Texte, wobei besonders zweitere für mich interessant klingen, wenngleich ich sie bis auf einzelne Worte nicht verstehe. Besonders als Anspieltipp empfohlen sei „Até o Fim“, das mich stark an die argentinische Vegan Straight Edge-Band Nueva Ética erinnert. Fett!
Wer Bock auf eine Band außerhalb des kulturell „westlichen“ Szene-Sumpfes und kein Problem mit Headbanger*innen im Pit hat, sollte Worst unbedingt antesten. „Deserto“ braucht keine Eingewöhnungszeit, sondern geht direkt ins Blut. So wie guter Hardcore eben sein sollte.
[BDHW 2018]