Singularität im weitesten Sinne ist in der Regel ein gutes Verkaufsargument, wenngleich das besagte Prädikat recht wenig über die Qualität der beworbenen Musik aussagt. Im schlimmsten Fall stellt sich heraus, dass die (meist noch junge) Band eher keinen Dunst hat, was sie da tut und überhaupt machen will. Das wäre an sich kein Problem, wenn diese Bands einfach ehrlich wären und zugeben, dass sie noch am Tüfteln und Ausprobieren ist.

Wer jetzt auf einen Verriss spekuliert hat, hat sich geschnitten. All das genannte trifft auf JaaRi nämlich nicht zu. Zwar vermischen die Berliner seit ihrer Gründung 2016 derart viele Stilmixe, dass eine exakte Aufdröselung des Sounds alles andere als einfach ist – so auch auf ihrem Debütalbum „The Full Range“. Schon beim Titel wird klar, dass hier ein möglich breites Spektrum an Einflüssen auf die Hörer*innen wartet. Eine grobe Zutatenliste des Albums könnte ungefähr so aussehen: Indie, Grunge, Wave, Punk und Postrock. Die sich daraus ergebenden Referenzen sind folglich entsprechend zahlreich, jedoch stechen wohl besonders Tool, Pixies und Sonic Youth hervor. Zugegeben, es fällt manchmal etwas schwer, dem Trio zu folgen und die Songstrukturen zu begreifen. „Herbert“ beispielsweise beginnt dreckig-grungig, um dann plötzlich mit einer vertrackten Melodie in einen fast schon hymnischen Part überzuleiten. Das mag zunächst überfordernd wirken, erschließt sich nach ein paar Durchläufen aber immer mehr und macht schließlich großen Spaß. Und dann ist da noch das unglaublich gute und sphärische „Martha“, das ich an dieser Stelle mal als Anspieltipp verstanden haben möchte.

„The Full Range” ist zwar ein Album, das je nach Geschmack eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigt, seine wahren Stärken aber bei jedem neuen Durchlauf offenbart. Soll heißen: JaaRi verstehen es, ihren Hörer*innen Langzeitspaß zu bereiten. Nicht nur für Musik-Nerds ein großer Genuss!

[Frogrocks Records 2019]