Das Wetter wird immer besser, die Zahl der guten (Pop) Punk-Alben steigt ebenso kontinuierlich – gerade angesichts der Covid-19-Pandemie ist das ein kleiner Lichtblick. Besondere Erwartungen dürfte hier wohl vor allem „Magic Summer“, der neue Output aus dem Hause The Sewer Rats, wecken. Schließlich punken und touren die Kölner schon seit 2005 durch die Welt – und das mit einer beachtlichen Resonanz: Allein in den letzten zwei Jahren haben die Jungs über 100 Auftritte heruntergerissen, darunter auch zusammen mit Tiger Army und The Queers.

Warum (nicht nur) die genannten Bands The Sewer Rats unbedingt dabei haben wollten, erschließt sich mir bereits nach wenigen Riffs der neuen Platte. „Magic Summer“ ist, wie der Titel bereits vermuten lässt, poppiger Punk Rock in Reinform, der trotz der üblichen Verdächtigen wie Blink-182 und Konsorten als Vorbilder unverschämt nach Fat Wreck klingt. Überhaupt haben die Kölner ziemlich viel US-Punk aufgesogen und diesen perfekt in ihren Sound integriert. Soll heißen: ganz viel Descendents („I’m Quitting My Job“), ein bisschen The Offspring („My Baby Is At Groezrock (And I Am Not)“) und sogar ein paar Social Distortion-Riffs, die besonders bei „Total Creep“ wirklich frappierend nach „Sick Boy“ klingen. Und von der Musik abgesehen: Wie geil ist denn bitte eine Liebeserklärung an einen Videospielcharakter („My Sweet Chun-Li“)? Dass das gesamte Album der Inbegriff eines riesigen Raketenohrwurms ist, sollte spätestens jetzt klar sein.

„Magic Summer“ verkörpert eine Vielzahl komplexer, aber in der Mehrheit doch positive Gefühle und ist nicht zuletzt deshalb wunderbar nostalgisch – auch und vor allem in musikalischer Hinsicht. The Sewer Rats ballern uns noch immer poppigen Punk Rock um die Ohren, der obendrein noch eingängig ist wie Sau. Wenn dieses Album keine sichere Nummer ist, weiß ich auch nicht.

[Uncle M 2020]