Musik als Format eignet sich nicht dafür, fundiertere politische Botschaften zu übermitteln – soweit meine These, die ich bereits des Öfteren (und auch zurecht) mit gleichgesinnten Musik-Nerds und Freund*innen diskutiert habe. Allein aufgrund der Tatsache, dass in Songtexten, gleich welchen Genres, immer heruntergebrochen und reduziert wird, muss auch zwangsläufig eine Verkürzung stattfinden. Und bestimmte Themen lassen das einfach nicht zu. Koljah hat das in seinem Track „Politischer Rap“ ziemlich gut auf den Punkt gebracht: „Ich hör‘ kein Rap, sondern les‘ ein Buch, wenn ich was wissen will.“ On point. Entsprechend vorsichtig bin ich mittlerweile bei Ankündigungen in Promotexten, die beworbene Band warte mit „sozialkritischen Texten“ auf.

Ab und an gibt es dann doch immer mal Künstler*innen, denen das Ausdrücken politischer Themen subtiler und wesentlich eleganter als dem Rest gelingt. Erst vor wenigen Tagen erlebte ich genau so eine Überraschung: „Monadic Parade“, der neue Longplayer der Band Meadow Saffron. Hierzu sei zuvor angemerkt, dass es tatsächlich nicht unbedingt die Musik des Vierers aus Siegen ist, worauf ich letztlich kleben bleibe. Zwar ist der wirklich gut gemachte Indie-/Alternative Rock mit stellenweise leicht grungiger Schlagseite trotz seiner Sperrigkeit erstaunlich eingängig, so richtig mitreißen will mich der Sound auch nach ein paar Durchläufen nicht so richtig. Trotzdem finde ich die Band wirklich spannend, was aber, wie bereits angedeutet, eher an ihren Texten liegt. „Monadic Parade“ beschreibt das Gedankenexperiment, welchem zufolge alle Lebewesen ohne eine reale Verbindung zu ihrer Außenwelt existieren. Mit Blick auf so manche gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre ist dieser Vergleich zwar zugespitzt, aber nicht ganz abwegig, im Gegenteil. Meadow Saffron legen in Songs wie „Expected Unemployed” oder “Hire, Hire” genau jenen Umstand mit erstaunlicher Klarheit dar, ohne dass das Ganze in eine Philosophie-Vorlesung ausartet.

Ich habe noch ein bisschen die Hoffnung, dass mich die weitere Beschäftigung mit den Texten der Band auch zur Musik hinführt. Eigentlich ein spannender Ansatz, ist es doch meist eher umgekehrt. Unabhängig von meinem persönlichen Musikgeschmack empfehle ich aber ausdrücklich, mal ein Ohr zu riskieren. Inhaltlich hat „Monadic Parade“ wirklich viel zu bieten, und wem dann noch die Musik gefällt, hat gleich doppelt Glück.

[Midsommer Records 2019]