Aufmerksamen Leser*innen unseres Blogs wird nicht entgangen sein, dass ich wahrlich nicht darauf bestehe, dass Bands ständig das Rad neu erfinden. Diese Erfahrungshaltung wäre absurd und würde jeden Spaß an der Musik beziehungsweise der Kunst im Keim ersticken. Oft schaffen es Bands, sich in einer bereits gut ausgebauten Sparte festzusetzen, sich zu entfalten und diese im Idealfall maßgeblich zu prägen.
Devil May Care aus Würzburg haben gute Karten, ihr Genre aufzurollen – und das ohne wegweisend Neues zu machen. Im Gegenteil: „Echoes“, der neue und mittlerweile zweite Longplayer, klingt an vielen Ecken ziemlich bekannt und manchmal sogar ein bisschen vorhersehbar. Macht aber insofern gar nicht, als dass die Jungs so großartig Songs gezimmert haben, die ohne Umwege im Gehörgang und im Gedächtnis hängen bleiben. So klingt beispielsweise der absolute Überhit „Our Hope“, welcher bereits als Single erschienen ist, frappierend nach Rise Against – oder besser gesagt nach deren Hit „Behind Closed Doors“. Die ersten beiden Zeilen des Songs lauten sogar: „You see the beggar freezing? Outside behind closed doors“. An Zufall glaube ich hier nicht, letztlich ist das aber auch zweitrangig. Devil May Care bescheren mir immerhin eine großartige Reise zurück in meine Jugend, als Rise Against noch eine ganze ecke punkiger waren als heute. Ein Umstand, den ich fast vergessen hätte. Eigentlicher Aufhänger des Albums ist jedoch der verstorbene Vater des Sängers und Gitarristen Tim Heberlein. Entsprechend ist ihm vor allem der gleichnamige Albumtrack gewidmet, in welchem der Sohn sein Herz ausschüttet. Gänsehaut, ein Tränchen und vor allem viel Authentizität.
Eine sichere Nummer irgendwo zwischen Post-Hardcore, Rock und einer ordentlichen Portion verzweifelter Wut? Devil May Care is the answer! Mit Szene-Größen wie Stick To Your Guns haben sie bereits die Bühne geteilt, eine eigene Headliner-Tour traue ich den Würzburgern aber absolut zu – und wünsche es ihnen vor allem. Klare Kaufempfehlung!
[Uncle M 2019]