Schon im letzten Jahr hatte ich es Uncle M zu verdanken, dass eine Menge wirklich guter Pop Punk-Bands auf meinem Radar aufploppten – Cadet Carter oder City Kids Feel The Beat beispielsweise, um zumindest zwei zu nennen. Zuvor war Pop Punk nur bedingt mein Ding und meine Referenzen beschränkte sich auf eine Auswahl an Bands, die ich an knapp zwei Händen abzählen konnte. Wie gesagt, Uncle M rüttelte letztlich an meiner bisherigen Reserviertheit und öffnete mir die Ohren.

Ohne diese Offenbarung hätte ich wohl „Time Flies“, den neuen Streich der Band Storyteller, relativ schnell links liegen gelassen. Zugegeben, etwas überfordert hat mich der Sound des ostdeutschen Vierers schon, schließlich sind die zehn Songs Zuckerwatte pur. Oder anders ausgedrückt: Sowohl klanglich als auch textlich verfolgen Storyteller ein relativ nachvollziehbares Schema – was letztlich nicht schlimm ist und auch den Zusatz „Pop“ in ihrer Spielart des Punk gut erklärt. Unfassbar eingängig ist mit Bezug darauf eigentlich noch eine krasse Untertreibung, sogar für Genreverhältnisse. Das wiederum ist ein Umstand, der so manche*n Skeptiker*in in den Wahnsinn treiben dürfte. Ich hingegen nutzte diesen bewusst, um „Time Flies“ sacken zu lassen – und mich letztlich dabei zu ertappen, dass ich trotz teils krasser Vorhersehbarkeit wirklich begeistert mitwippte und meinen Spaß hatte. Dass den Jungs mit dieser herausragenden musikalischen Fähigkeit noch nicht der Durchbruch gelungen ist, erstaunt dann doch sehr. Schließlich haben sie bereits Bühnen mit Yellowcard, The Story So Far und Four Years Strong geteilt. Andererseits liefert genau dieser Umstand eine gute Vorlage für die Texte auf „Time Flies“: Sänger Rico Opitz beschreibt, wie nah die Band und letztlich auch er selbst am eigenen kreativen Anspruch beinahe zerbrochen wäre. Soll heißen: Mit diesem sehr persönlichen Einblick in das Innenleben der Band und ihrer Protagonisten machen Storyteller ihrem Namen alle Ehre.

Tough Guys werden Storyteller hassen und an einer Überdosis süßer Klebrigkeit zugrunde gehen – und das ist verdammt gut so! Auch wenn der Sound der Jungs wohl nicht in einer Tour in meinen Playlists laufen wird, kann ich sie guten Gewissens gerade an Genre-Fans weiterempfehlen. Und seien wir ehrlich: Selbst, wenn „Time Flies“ nicht mehr auf meinen Ohren ist, wird die Platte dennoch in meinem Kopf sein. So funktionieren nämlich Ohrwürmer.

[Uncle M 2019]