Erst kürzlich packte ich mir wieder „Hail Destroyer“ und „Dead Set On Living“ auf mein Handy, weil mir der Sound der Cancer Bats schon lange gefehlt hatte. Entsprechend geflasht war ich, als Uncle M mir eine neue Platte der Kanadier ins Postfach spülte. Diese Füchse haben es tatsächlich geschafft, die gesamte Arbeit am neuen Longplayer „The Spark That Moves“ vollkommen unter Verschluss zu halten, sodass dieser völlig unerwartet am 20. April über das bandeigene Label Bat Skull Records aufploppte und bereits in physikalischer Form geliefert werden konnte. Zudem erschienen an diesem Tag für jeden (!) der elf Song des mittlerweile sechsten Albums ein eigenes Video, und das bei elf verschiedenen Medienpartnern. Die Überraschung ist den Cancer Bats zweifellos gelungen, nicht nur ich dürfte mich gefreut haben wie ein Honigkuchenpferd.

Ich freute mich auch deshalb besonders, weil durch den bewussten Verzicht der Band auf jegliche Promotion im Vorfeld eine gänzlich ungewohnte, aber spannende Herangehensweise an das neue Album möglich wurde. Erste Eindrücke gab es schlicht nicht, weshalb man weitgehend unvoreingenommen an die Platte herangehen konnte. Doch schon wenige Minuten reichen, um beruhigt festzustellen, dass die Kanadier ihr Handwerk absolut nicht verlernt haben. Es ist immer noch der gleiche dreckige, schwitzende Bastard aus Hardcore, Punk, Metal und Sludge, der mal schnell mit messerscharfen Riffs, mal schleppend langsam in einem tödlichen Groove keine Gefangenen macht. Sänger Liam Cormier schreit sich noch immer um Kopf und Kragen, nimmt aber in den richtigen Momenten etwas Aggression aus seiner Stimme, die sich aber stets wieder loszureißen droht. Auf „The Spark That Moves“ entfesseln Cancer Bats ein wahres Riffgewitter, das vertrauter nicht sein könnte. Doch wer glaubt, das alles wäre Malen nach Zahlen, kann beruhigt sein. Die Kanadier streuen deutlich mehr Sludge und Stoner in ihren Sound als sonst, und das steht ihnen verdammt gut. „Fear Will Kill Us All“ klingt so, als hätte man die verkaterten Mitglieder von Red Fang um ihre Gage geprellt und aufgefordert, ihre Emotionen in einen Song zu packen. Selten klang Sludge so angepisst! Prominente Unterstützung bekommen Cancer Bats ebenfalls: So steuert Propagandhi-Sänger Chris Hannah ein paar Zeilen zum Abschlusstrack „Winterpeg“ bei und lockert das Groove-Monster von Song merklich auf, ohne jedoch den Bums raus zu nehmen.

Wie die Vorgänger ist „The Spark That Moves“ nicht zu glatt produziert und klingt durchweg dreckig. Hier haben JP Peters (Propagandhi) und Eric Ratz, der bereits für drei Vorgängeralben der Band verantwortlich war, definitiv Props verdient. Die Marke Cancer Bats bleibt, was sie ist: groovig, dreckig und angepisst. Wer die Band aus Kanada tatsächlich noch nicht kennen sollte und sich schon immer gefragt hat, wie wohl eine Mischung aus Black Sabbath und Hardcore klingt, könnte hier seine beziehungsweise ihre neue Lieblingsband finden. Kurzum: Ganz großer Sport, Überraschung gelungen.

[Bat Skull Records 2018]