Es ist Samstag Vormittag, irgendwann im Sommer. Das Wetter ist herrlich, trotzdem entscheidest du dich für die Konsole und den Rest Pizza, die noch im Ofen mit aller Kraft daran arbeiten, den Karton durchzufetten. Irgendwann schwingst du dich dann doch auf dein Rad und triffst dich mit deinen Leuten, um einfach in den Tag hinein zu leben. Und da gerade Sommerferien sind, wird das in den nächsten Tagen nicht anders. Wir schreiben das Jahr 2005, und obwohl die Blütezeit der meisten Pop Punk-Bands bereits vorbei ist, laufen deren Klassiker noch immer nonstop auf MTV. Kurzum: Das Leben ist gut.

Glatt ein Grund zur Wehmut, nicht wahr? Ein bisschen ertappe ich mich auch immer wieder dabei, wie ich dieser Zeit nachtrauere. Aber obwohl ich Steuern und Rechnungen bezahlen muss, klassische Musik für mich entdecke und jeder Kater mittlerweile viel unbarmherziger ist, schaffe ich es, mir Freiräume zum Träumen zu bewahren. Musik ist hierzu zweifellos ein wichtiger Schlüssel, wobei ich darauf achte, nicht in peinliche Nostalgie zu verfallen. Trotzdem freue ich mich immer wieder über Bands und Künstler*innen, die längst vergangene schöne Lebensgefühle wieder aufgreifen und Erinnerungen wecken. City Kids Feel The Beat aus Stuttgart sind eine solche Band. Hoffnungslos in den Tiefen des Pop Punk verloren, schicken sich die Jungs an, das Genre von unten wieder aufzurollen. Kein leichtes Unterfangen, ist die Konkurrenz groß und die musikalische Abgenutztheit mitunter enorm. Aber was soll ich sagen? Ich bin glücklich, dass das Quintett mit „Cheeky Heart“ eine Reminiszenz alter Pop Punk-Legenden verkörpert und dabei schon fast so frappierend nach A Day To Remember klingt, dass auch die Generation nach mir Gefallen an dem Revival haben dürfte. „Worst Date“ ist beispielsweise ein Song, auf den ADTR-Shouter Jeremy McKinnon nicht ganz unneidisch sein dürfte.

City Kids Feel The Beat erfinden das Rad wahrlich nicht neu, aber ihr Gefühl für Songwriting und vor allem würdevolle Nostalgie ist so hervorragend, dass man eigentlich heilfroh ist, dass die Band nicht andere Musik macht. „Cheeky Heart“ hat alle Chancen, ein wahrhaft generationenübergreifend begeisterndes Standardwerk in Sachen Pop Punk zu werden. Nicht mehr und vor allem nicht weniger.

[Uncle M/Cargo Records 2018]