Glaubt man dem Pressetext von Unlce M, so haben wir mit Cadet Carters selbstbetiteltem Debüt ein kleines Indie-Rock-/Punk-Meisterwerk in den Startlöchern. Na gut, was soll das Label, auf dem die Platte erscheint, auch sonst schreiben, Musikgeschmack hin oder her. Dass nun aber sogar die Süddeutsche Zeitung („Band der Woche“) sowie BR PULS („Band des Monats“) voll des Lobes für die Band aus München sind, machte mich dann doch etwas neugierig. Nicht, dass die besagten Medien für ihr Gespür guter Punk-Bands bekannt wären, aber gänzlich verkehrt konnten diese vermutlich nicht liegen, dachte ich. Und was soll ich sagen? Recht haben sie! Cadet Carter klingen frisch und unverbraucht und dabei doch so vertraut. Musikalisch liegt das Quartett irgendwo zwischen Nada Surf, dem Pathos der großen Jimmy Eat World und Get Up Kids, für meinen Geschmack stellen sie eine Art leicht punkiger Hybrid aus Apologies, I have none und Minus the Bear dar. Dabei klingen Cadet Carter zwar unverschämt eingängig, wirken aber trotz aller Pop-Spielereien und Emo-Einschübe selten zu seicht oder anbiedernd.

Textlich erwartet uns genau das, was der hymnische Sound gefühlt vermittelt: bittersüße Sehnsucht und die Zerrissenheit zwischen Eskapismus, Aufbruchstimmung und Ankommen. Ganz ohne Kitsch kommen die Songs des Albums natürlich nicht aus, aber was macht das schon. Klarer Favorit: „Loose End“. Gänsehaut.

Ja, Cadet Carter könnten locker im Radio laufen. Ja, Cadet Carter könnte ein kleiner Durchbruch gelingen. Aber das dann auch verdientermaßen. Denn obwohl mir, einem Liebhaber schnellerer und härterer Punk-Spielarten, der Sound der Münchner auf Albumlänge noch ein wenig schwer fällt, bin ich mit jedem Durchlauf aufgeschlossener. Wie auch nicht? Ich kriege die Melodien ja auch nicht mehr aus der Hirnrinde!

[Uncle M Records 2018]