Gibt es irgendein Musik-Genre, das Skandinavien nicht kann? Schon oft habe ich von der quantitative wie qualitative Vielfalt der dortigen Szenen geschwärmt, aber in letzter Zeit merke ich immer mehr, dass auch meine Lieblingssparten Punk und Hardcore ein gutes Standing in Nordeuropa haben. Während Europa und Nordamerika seit mehreren Jahren mit immer mehr gleich klingenden Whatevercore-Bands förmlich zugeschissen werden, scheint man sich (zumindest ist das meine Wahrnehmung) in den skandinavischen Staaten trotz ähnlicher Tendenzen musikalisch etwas anders entwickeln zu wollen. Bands wie beispielsweise The Good The Bad And The Zugly oder Death By Unga Bunga haben die Angewohnheit, ziemlich viel Dreck in ihren oldschoolig-punkigen Sound zu streuen.

In eine ähnliche Kerbe schlagen auch Pablo Matisse aus Schweden. Ihre neue EP „Wasting Light“ ist mit sieben Songs und gut elf Minuten Spielzeit eine echte Ansage. Dabei deckt die Band aus Göteborg auf ihrem leicht oldschooligen Punk-Fundament erstaunlich viel Subkultur ab: Hier ein wenig Indie-Rock („Wasting Light“), dort eine dicke Schippe Hardcore („Crooked Teeth“). Besonders letzteres klingt, als hätten Black Flag eine wirklich wilde Skatepunk-Phase gehabt und Pablo Matisse mit der musikalischen Umsetzung beauftragt. Will sagen: Richtig fett! Wer eine kurze, spannende und vor allem erfrischende Punk-Platte abseits der üblichen Verdächtigen sucht, macht mit „Wasting Light“ absolut nichts falsch.

[Startracks 2018]