Bild: Nico Schwanitz

 

Castrop-Rauxel mag nicht unbedingt the place to be sein, aber gerade dieser Umstand bringt auch manchmal so manche Band ans Tageslicht, die man nicht mehr missen möchte. Traveller sind auf dem besten Weg genau dort hin, nicht zuletzt dank ihrer neuen Single „These Walls“. Wir haben diese Gelegenheit genutzt und Gitarrist Jens ein paar Fragen zur Band und eben zur neuen Single gestellt.

  

Hey Jens, willst du die Band kurz vorstellen?

Hey! Wir sind TRAVELLER aus dem Ruhrgebiet Deutschlands. 2016 haben wir uns zusammengefunden, um gemeinsam unsere Leidenschaft und das, was uns bewegt, zu vereinen. Seitdem bringen wir Post-Metalcore mit düsteren Breakdowns, emotionalen Singalongs und tiefen Tunings mit Texten über Geschichten, die das Leben schreibt, sowohl auf die Platte als auch auf die Bühne. Wir kommen alle etwas verstreut aus NRW und finden uns „in der Mitte“ (Castrop-Rauxel/Essen) zusammen. Bisher haben wir die „Hourglass EP“ veröffentlicht sowie ein paar Singles. 2019 war bislang ein besonderes Jahr für uns, da wir unsere finale Besetzung – bestehend aus Pete, 2x Jens, Sven und Nik – gefunden haben, unsere bisher erfolgreichste Single „Akogare“ veröffentlicht haben und unsere erste Europa-Tour gespielt haben. Wir haben uns in den drei Jahren sowohl persönlich als auch musikalisch weiterentwickelt und viel für unser Leben mitgenommen. Auch in unserer Band-Bucket-List haben wir viele Punkte abhacken können, bspw. Acts wie Adept, Crystal Lake, Bleed from Within, Our Hollow Our Home, LANDMVRKS oder Evergreen Terrace supporten zu können. Wir sind sehr zufrieden mit unserem aktuellen Stand. Danke, dass wir uns vorstellen dürfen! 🙂

 

Klar doch! Ihr habt soeben eure neue Single „These Walls“ samt Video veröffentlicht. Könnt ihr uns ein bisschen was dazu erzählen?

 „These Walls“ ist ein bisschen anders als unsere vorherige Single „Akogare“. Textlich bewegen wir uns immer noch auf einer sehr persönlichen Ebene. Wir haben versucht, verschiedene Gewissensbisse des Lebens darzustellen und noch offene Stellen zur Interpretation für jeden Zuhörer zu lassen. Ein paar Punkte kann ich ja nennen: Zu Leben ist eine große Chance für jeden Einzelnen. Diese Chance sollte man ausnutzen und sein Leben bestmöglich ausleben solange man kann und das tun, worauf man Lust hat. Nicht jeder hat diese Chance dazu, sei es gesundheitlich oder finanziell, das sollte man im Hinterkopf behalten. Auf der anderen Seite bringt es auch gewisse Kosten mit sich: man lässt Familie und Freunde zurück oder vielleicht auch seine Geliebten, wenn man sein eigenes Leben nur für sich auslebt. Es ist immer schwierig, einen gewissen Mittelweg zu finden. Oft passiert es, dass man Möglichkeiten, die das Leben spendiert, ablehnen muss, diese dann aber für eine sehr lange Zeit und vielleicht auch für immer einem hinterherlaufen. Es darf aber auch nicht passieren, dass man sich selbst, als Individuum, in geliebten Menschen verliert und alles für sie aufopfert, während das Leben an einem vorbeiläuft und man das, wofür man brennt, nicht tun kann. Jede Chance, jede Möglichkeit hat einen gewissen Preis und das ist ein Punkt, auf den wir aufmerksam machen möchten. Jeder von uns war schon einmal an einem Punkt, an dem es nicht mehr weiter ging, an dem man sich nicht mehr wohlfühlte innerhalb seiner Wände. Gerade in solchen Situationen lernt man sich oft neu kennen und entdeckt andere Seiten. Das Leben ist voller Veränderungen und es ist schwierig, das so hinzunehmen.

Musikalisch ist der Song etwas „straighter“ als Akogare, etwas energetischer und düster. Es geht sofort nach vorne los, da kommt etwas unsere Vorliebe für den Melodic Hardcore aus vergangenen Jahren zum Vorschein.

  

Zählt Kendrick Lamar zu euren Faves? Schließlich hat er ebenfalls eine gleichnamigen Song geschrieben.

 Da musste ich mal eben schnell googeln. Den gibt es ja tatsächlich! Aber er scheint sich textlich auf jeden Fall mit anderen Dingen zu befassen als wir. Kendrick ist jetzt kein häufiger Vertreter unserer Playlisten, aber neben Metal und Core-Genres hören wir hin und wieder auch Rap! Google hat gerade sogar auch einen gleichnamigen Song von Dream Theater ausgespuckt, den haben wir auch noch nie gehört. Aber da erkennt man wieder einmal, wie viele Musiker es gibt. Da wird es immer Doppelungen geben, die nicht gewollt sind. Bis kurz vor dem Release haben unsere Songs immer noch ziemlich abgedrehte Arbeitstitel, wie Ortsnamen, Sprichworte oder einfache Zahlen. Wenn alles fertig ist, inklusive des Musikvideos, schauen wir gemeinsam auf das Werk und das, was einem dabei in den Sinn kommt, wird dann auch meistens der Songtitel.

 

Man hört deutliche Referenzen an Northlane, Architects und Heart In Hand bei euch raus. Wer oder was (auch in nichtmusikalischer Hinsicht) hat euch sonst entscheidend beeinflusst?

 Ich finde, wir haben in den aktuellen Singles zeigen können, dass wir einen eigenen Sound haben, mit dem man tatsächlich TRAVELLER definieren kann, darauf bin ich total stolz. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass wir beim Songwriting viele Songs aussieben. Würde man alles veröffentlichen, was wir aktuell geschrieben haben, käme man mit Sicherheit auf 3 gut gefüllte Alben. „Das klingt irgendwie zu sehr nach XY“; „Irgendwie ist der Track doch langweilig“; „So einen Breakdown gibt’s auch im aktuellen Song von XY“. Wir legen wirklich viele Tracks beiseite und veröffentlichen nur das, wo wir sagen können: „das sind wir“. Viel Einfluss auf unsere Songs nehmen auch unsere persönlichen Erfahrungen, wenn es Richtung Lyrics geht. Auf der EP ging es eher um gesellschaftskritische Themen, während wir aktuell mehr persönliches in unsere Songs aufnehmen. Das spiegelt sich entsprechend auch etwas in unserem Sound wieder, der ist etwas melodischer und emotionaler geworden.

  

Irgendwelche Bands aus der Umgebung Castrop-Rauxel, die mehr Aufmerksamkeit verdienen?

 Aus Castrop-Rauxel direkt kennen wir kaum Bands, sowohl musikalisch als auch persönlich. Die kommen meistens von etwas weiter weg, aber da fallen uns Lokalmatadore wie Devotion, Mind Like Hurricanes, Liars & Thieves, The Narrator, Heartbound oder The Pariah ein. In diesen Projekten stecken viel Herzblut, Schweiß und Tränen drin. Die haben es wirklich verdient, von einem größeren Publikum gesehen zu werden. Sowohl musikalisch als auch persönlich ein paar sehr gute Bands!