Die Ankündigung vonseiten Kristofer Åströms und des schwedischen Labels Startracks, drei ältere sowie die aktuelle EP des Künstlers anlässlich des 25-jährigen Label-Bestehens in Form einer Doppel-Vinyl zu veröffentlichen, sorgte nicht zuletzt bei Fans für Begeisterung. Nach der Bemusterung der aktuellen EP „Hold On Lioness“ kann ich durchaus nachvollziehen, warum es um den schwedischen Künstler einen solchen Hype gab und gibt: Schwermütige Singer-Songwriter-Perlen mit Folk-Einschlag, die mit einem fröhlichen Gemüt ganz sicher nicht zu erschließen sind. „Quadrilogy“ erzählt die Geschichte eines Künstlers und seiner Musik, weil die Sammlung einen wunderbaren Einblick in die Entwicklung Kristofer Åströms gibt.

Am besten zeigt sich das logischerweise, wenn man sich chronologisch durch „Quadrilogy“ arbeitet. Interessanterweise hat sich Åström bei der Vinyl-Version jedoch für eine etwas andere Ordnung entschieden: Während seine aktuelle EP „Hold On Lioness“ (2018) auf der A-Seite zu finden ist, ist die übrige Reihenfolge chronologisch gehalten: „Dead End“ (2003) stellt die B-Seite dar, „There For“ (2004) befindet sich wiederum auf der C-Seite, woraufhin die EP-Kompilation mit „Black Valley“ (2006) abschließt. Dieser Umstand ist vielleicht der Tatsache geschuldet, dass zwischen dem aktuellen und vorherigen Release ganze zwölf Jahre lagen und „Hold On Lioness“ gerade die größte Relevanz für Åström besitzt. Auch wenn ich persönlich mit „Hold On Lioness“ meinen Åström-Erstkontakt hatte, lässt sich die besagte Entwicklung in einer streng chronologischen Reihenfolge wesentlich anschaulicher und schöner nachvollziehen.

Die erste EP „Dead End“ erschien erstmals im Jahr 2003 und wurde noch mit Åströms damaliger Band Hidden Truck eingespielt. Entsprechend vielseitig und vor allem fröhlich klingt dieser Output im Vergleich zu dem, was in den kommenden Jahren folgen sollte. Textlich zeichnet sich bereits hier ab („One More Drink“), dass Kristofer Åström nicht zu den optimistischsten Zeitgenossen gehört und sich diese Tendenz auf den kommenden Releases noch verstärkt. Während „Dead End“ noch die fröhlichen Indie-Folker*innen mehr als zufriedenstellen konnte, wurde es auf „There For“ (2004) schon deutlich schwermütiger. Letzteres klingt schwer nach verflossener Liebe, mutet aber insgesamt zumindest noch melancholisch an. „Ode To…“ sticht aus den wirklich starken fünf Songs der EP besonders hervor, wodurch sich „There For“ ein bisschen zu meinem Favoriten unter den EPs mausert. Den Abschluss findet das Vinyl-Set im 2006 erschienenen „Black Valley“. Hier geht es schon wieder deutlich folkiger zu, trotzdem wirkt diese EP irgendwie nochmal deutlich düsterer auf mich. Hier entwickelt Åström eine unheimliche Nähe zur verschrobenen Herangehensweise eines Nick Drakes. Musikalisch eigentlich ein nachvollziehbares Ende, ich persönlich hätte dennoch „Hold On Lioness“ auf die D-Seite gepackt. Auch wenn ich das nicht wirklich begründen kann, fühlt sich die streng chronologische Reihenfolge für mich richtiger an. Da aber wohl jede*r eine andere Herangehensweise bevorzugt, kann man einfach total nach Gusto an die Platte herangehen und in jedem Fall Spaß haben, wenngleich ich „Quadrilogy“ absolut als Konzept-Release verstehe.

Bereits in meiner letzten Besprechung zu Kristofer Åström habe ich die Vinyl-Kompilation als Muss für jeden Fan bezeichnet, und bei dieser Meinung kann ich nach meinem persönlich Soundcheck definitiv bleiben. Auch diejenigen, die bisher wenig Kontakt mit dem schwedischen Künstler hatten, gewinnen mit „Quadrilogy“ einen umfassenderen Eindruck über sein Schaffen. Die schlichte, aber schöne Aufmachung der Vinyl-Ausgabe inklusive großseitigem Booklet befriedigt zudem die haptischen Gelüste. Wer also eine gute Stunde hochwertigen Singer-Songwriters beziehungsweise Folks gerade gut gebrauchen kann, kommt um „Quadrilogy“ nicht umher.

[Startracks 2018]