Zugegeben, mit Black Metal hatte ich noch nie wirklich viel am Hut. Das mag nicht zuletzt am fragwürdigen Ruf liegen, den das Subgenre gerade in meinem Freundeskreis hatte. Nicht selten diskutierten wir mit Anhänger*innen der Szene, wie politisch Black Metal sein müsse beziehungsweise dürfe. Letztendlich eine frustrierende Debatte, weil viele Fans immer wieder betonten, Black Metal müsse unpolitisch bleiben. Für mich waren diese Aussagen immer hochgradig verlogen, weil die besagten Black Metal-Fans Nazi-Bands und deren Klientel auf Konzerten mindestens tolerierten oder prinzipiell verharmlosten. Bis ich von linken Bands wie Ancst Wind bekam, sollte es noch eine ganze Weile dauern.

Mit der Gewissheit, dass auch solche Bands existieren, konnte ich schon etwas unverkrampfter an Black Metal herangehen. So auch im Fall von Praise The Plague, einer jungen Band aus Berlin, und ihrer Debüt-EP „Antagonist“. Auf dieser braut der Fünfer eine fiese Mixtur aus Black, Sludge, Doom und Post Metal. Obwohl andere Rezensent*innen bereits angemerkt haben, dass das Rezept der Band nicht unbedingt ein Unikat ist, dürfte das Gebräu gerade für Fans der genannten Genre ziemlich schmackhaft sein. Durch seinen doomiges Grundgerüst erhält der Black Metal-Anteil der Platte eine hörbare Struktur und wird so gerade für Genre-Laien wie mich wesentlich nachvollziehbarer. Praise The Plague kreieren auf „Antagonist” eine dichte Soundkulisse, die man nicht nur bildlich erfassen, sondern nahezu fühlen kann. Zähe, schleppende Riffs und treibende Drums treffen auf fieses Gekeife und verbinden sich zu einem dunklen Gewitter, das alles einhüllt und vernichtet. Was mein Herz allerdings besonders hoch schlagen lässt ist die subtile Affinität der Band zu Hardcore-Anleihen. In „Blackening Swarm“ ist dieser Umstand besonders deutlich zu hören und vor allem deshalb mein Favorit der EP.

„Antagonist“ erfreut nicht nur die dunklen Herzen eingefleischter Doom- und Black Metal-Fans, sondern hat auch durchaus Potenzial, bisher eher Misstrauische zu überzeugen. Praise The Plague schaffen es auch ganz ohne Newcomer-Bonus, mich abzuholen. Und euch hoffentlich auch.

[Black Omega Recordings 2018]