Zum ersten Mal hörte ich „You Can’t Stay Here“, den neuen Longplayer von Iron Chic, auf einer längeren Zugfahrt. Ich kannte die Band aus Long Island bisher nur namentlich, konnte sie bisher aber musikalisch nicht einordnen. Im Nachhinein ärgere ich mich über diesen Umstand, andererseits hätte ich mir wohl keinen besseren Moment für die „Entdeckung“ ihrer Musik auswählen können. Wirklich selten verstand es eine Band in meinen Augen, melodischen Punk so gut mit einer melancholischen Note versehen zu können. „You Can’t Stay Here“ lädt förmlich dazu ein, seine Gedanken in der Musik schwelgen zu lassen, während man (wie ich) einfach nur zum Fenster hinausblickt.
Zwar strahlt der Sound des Quintetts einerseits Euphorie aus, andererseits ist das Album gerade mit Blick auf die Texte mitunter sehr emotional: Der Umstand, dass der ehemalige Gitarrist der Band, Rob McAllister, völlig unerwartet und viel zu früh im Januar verstarb, prägt die Stimmung auf „You Can’t Stay Here“ spürbar. Dabei wählen Iron Chic eine mutige und bewundernswert konfrontative Art, mit Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit umzugehen.
Mir schießen natürlich sofort Referenzen wie The Menzingers, Red City Radio oder die großartigen Latterman in den Kopf, und ganz unpassend sind die Vergleiche nicht. Iron Chic setzen neben dem Songwriting Schwerpunkte auf geile Singalongs und hymnische Parts, die garantiert für Gänsehautmomente sorgen. Wer also genug vom permanenten Knüppel- und/oder Gute-Laune-Punk hat und gerne mal in melancholischen, aber nicht verzweifelten Momenten schwelgt (und wem geht das nicht mal so), sollte bei Iron Chics neuem Longplayer unbedingt ein Ohr riskieren. Anspieltipp: „Invisible Ink“.
[SideOneDummy 2017]