Zugegeben, mir fällt es etwas schwer, Singer-Songwriter auseinander zu halten. Das mag zum einen daran liegen, dass meine Ohren hinsichtlich dieser Spielart recht ungeschult sind. Vielmehr dürfte es aber an meinem eigenen Musikgeschmack liegen, sodass es Künstler*innen dieser Sparte bei mir umso schwerer haben und ein Alleinstellungsmerkmal brauchen, um sich länger in meinem Gehörgang festzusetzen.
Kristofer Åström, Sänger der nicht unbekannten schwedischen Band Fireside sowie früher bei Easy October, hat diesbezüglich ganz gute Chancen. Auf seiner neuen EP „Hold On Lioness“ zeigt der Schwede in vier Songs, was er am besten kann: Reduzierte und vor allem angenehm unaufgeregte Singer-Songwriter-Musik mit starker Folk-Schlagseite und schwermütigen Texten. In Bezug auf letzteres sei vor allem „An Empty Glass“ zu empfehlen: Hier fällt Åström nach dem Verlust eines bedeutsamen Menschen in ein tiefes emotionales Loch und unterstreicht dies mit minimalistischer musikalischer Untermalung. Gerade deswegen wirkt der Song so nachvollziehbar und stark. Insgesamt erinnert „Hold On Lioness“ sehr an die Werke Elliot Smiths, aber auch zu Mike Scotts (Phinius Gage, Lay It On The Line) Solo-EPs sehe ich Parallelen.
Åströms neue EP ist ein beeindruckendes Statement, mit dem er ein musikalisches Kapitel in seinem Leben abschließt. „Hold On Lioness“ wird Mitte August auf einer Doppel-LP erscheinen, zusammen mit drei weiteren EPs, welche zu Beginn der 2000er entstanden. Fans haben mit „Hold On Lioness“ endlich das letzte Teil eines Puzzles gefunden, werden aber ohnehin die Vinyl-Ausgabe kaufen. Alle, die bisher nicht vertraut waren mit dem Sound des Schweden, können die EP zum Anlass diesbezüglich nehmen.
[Startracks 2018]