Wir alle haben das viel zu oft erlebt: Man freut sich auf eine lange Nacht auf der Tanzfläche mit seiner Crew, die Musik stimmt auch. Sich einfach zu seinen Lieblingssongs gehen lassen. Nicht selten hat man mit einer großen Menge Rauschmittel auf diesen schönen Moment hingearbeitet. Und trotzdem gibt es beinahe jedes Mal eine Person, die das einfach nicht kapiert oder interessiert, und einen stattdessen pausenlos vollquatscht. Genau für diese Momente hat Kobito den Track „Lass raven“ gezimmert, und bereits nach einem Durchlauf wird klar, dass es längst überfällig war, diesem Struggle ein Lied zu widmen. Ach, und dieser herrlich trashige 90er-Part.

Auch sonst überzeugt der Berliner auf den übrigen vier Songs der neuen EP „Lass mich mal machen“. Dicke Beats gibt’s bei „Keine neuen Freunde“, und mal ehrlich: Ein klein bisschen Richtung Zugezogen Maskulin hat Kobito da schon geschielt. Aber hey, als ob das schlecht wäre. Mit „Gringos“ wird es in der Mitte wieder etwas schunkeliger, die wahren Stärken offenbart die EP allerdings in ihren letzten beiden Songs. „Ausgesprochen Angenehm“ hat einen ausgesprochen wohligen Flow, während bei „Jeder Tag ist neu“ Melancholie und Ruhe überwiegen.

Insgesamt haben wir mit „Lass mich mal machen“ ein wirklich rundes Release, das gleich zu Beginn Fahrt aufnimmt und gegen Ende deutlich ruhiger wird. Kobito zeigt hier, wie vielseitig Rap klingen kann, wenn man ihn einfach mal machen lässt. Denn mit dem Anspruch, diese Vielseitigkeit nicht nur auf Albumlänge zu vermitteln, sondern auch in fünf Tracks zu destillieren, hat Kobito wahrlich ein kleines Kunstwerk geschaffen.

[Audiolith 2017]