Itchy sind (zumindest für mich) so ein bisschen wie ein guter Freund, den ich nach der gefühlt ewigen Schulzeit plötzlich aus den Augen verloren habe, um mir dann gut zehn Jahre später über den Weg zu laufen. Damals hatten die Schwaben noch den wirklich bescheuerten Nachnamen Poopzkid, den sie glücklicherweise schon vor einiger Zeit abgelegt hatten. Abseits davon, und darum geht es ja letztendlich, hat mich das Trio durch eine in vielerlei Hinsicht schwierige, aber auch sehr spaßige Zeit begleitet. Kaum zu glauben, dass es fast dreizehn Jahre her ist, dass ich mich mit meinen Freund*innen zu „Just Say No“ und „Silence Is Killing Me“ durch den Pit geschubst habe.

Jetzt bin ich fast 30 und treffe meinen musikalischen Jugendfreund wieder. Schon beim ersten Kontakt spüre ich viel von meinem damaligen Lebensgefühl und mich überkommt ein wenig die Melancholie. Doch so sehr ich Menschen bewundere, die in ihrer Leidenschaft etwas Sinnstiftendes für ihr Leben gefunden haben, und das unabhängig von verkackten Alterskonventionen: So richtig fühle ich den immer noch ziemlich lebendigen Sound von Itchy leider nicht mehr. Ob das auch ein wenig an dem Umstand liegt, dass die Band auf ihrem neuen Longplayer „Ja als ob“ zum ersten Mal deutschsprachige Songs am Start hat, kann ich so nicht sagen. Schließlich zeigen „Ich wollte noch“ (mit Support von Madsen-Sänger Sebastian) und „Nicht weg“, dass ein solches Experiment gar keine schlechte Idee sein kann. Zumal ich den Jungs wirklich zugutehalte, dass sie nicht so peinlich prätentiös daherkommen wie beispielsweise Marathonmann. Das Grundproblem löst das für mich allerdings nicht: Einerseits ist es schön zu sehen, dass Itchy sich in ihrem Genre noch hörbar pudelwohl fühlen – und das meine ich wirklich so. Andererseits will mich das Ganze nicht mehr so mitreißen wie mit 17 – musikalisch wie textlich. Aber auch wenn Itchy und ich nicht mehr die dicksten Freunde werden dürften, denke ich gerne und ohne Scham an früher zurück. Und wer weiß, vielleicht verschlägt es mich ja doch noch mal in den selben Raum mit dem Trio. Ich habe mir von vielen sagen lassen, dass sie live immer noch massiv abreißen. Alles beim alten also.

[Findaway 2020]