Ich mag Musik, die erstmal gar nicht so klingt, wie ihre Texte es vermuten ließen. Adam Green beispielsweise zeichnet sich als Musiker für mich dadurch aus, dass er bitterböse und vulgäre Texte in zuckersüße, fröhliche Pop-Songs verpackt. In eine ähnliche Kerbe schlagen Town of Saints, wenn auch bei weitem nicht so vulgär wie Adam Green. Ihr neues Album „Celebrate“ handelt nämlich vom Weltuntergang, oder besser gesagt davon, wie die Menschheit damit umgeht. Die Texte der Platte sind durchaus düster gehalten, vermitteln aber musikalisch zunächst ein ganz anderes Gefühl. Letzteres bestätigt sich aber letztendlich, schließlich bedeutet das Ende der Welt ironischerweise auch, dass man Chaos und Unsicherheit endlich hinter sich lassen kann. Diese tragische, aber irgendwie beruhigende Logik erinnert mich stark an Frank Turners Hit „Glory Hallelujah“, welches neben purer Blasphemie und der Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit auch einen wirklichen Grund zur Freude liefert.

Auch musikalisch liegen Town of Saints nicht so weit entfernt vom britischen Ex-Punker und Folk-Star, legen aber nochmal eine dicke Schippe Streicher und Tanzwut drauf. Dabei offenbaren die Niederländer*innen nicht nur ihr Talent für’s Songwriting: „Celebrate“ strotzt vor potenzieller Hits, und eigentlich ist es eine Schande, dass Town of Saints über Genre-Grenzen hinweg noch nicht einen viel größeren Kultstatus erreicht haben. „Requiem For The Living“ ist ein gutes Beispiel hierfür, schließlich ist der Song so verdammt eingängig und smooth, dass er glatt als Film-Soundtrack durchgehen könnte.

„Celebrate“ hat durchaus das Potenzial, ein Game Changer in Sachen Indie und Folk zu werden. Selbst wenn man diese Stile bisher eher scheiße fand, ist es wirklich schwer, seine Meinung nach einem Durchlauf der Platte nicht zumindest teilweise zu überdenken. Town of Saints überzeugen mit ihrer eigenen musikalischen Note, eben weil sie auf Klischees verzichten. Bestnote!

[Snowstar Records 2018]