Treffender kann ein Albumtitel wohl kaum sein: „Chamëleon“, das Debüt-Album der Düsseldorfer Sängerin Maya Fadeeva, ist eine wahrlich bunte Palette musikalischer Farben, die sich aber jeweils mitten in den Songs auch mal gänzlich ändern können. Diese Vielfalt spiegelt in gewisser Weise auch ihre ganz persönliche Geschichte wider: Geboren im russischen St. Petersburg wandert sie als Kind mit ihren Eltern in die USA aus, um von New York aus sich schließlich in Deutschland niederzulassen. Maya Fadeeva kann also mit Fug und Recht behaupten, eine ordentliche Breitseite verschiedener Kulturen erlebt zu haben.

Dieser Umstand wird umso deutlicher, wenn die ersten Songs ihres Debüts durch den Gehörgang getanzt sind. Egal ob Reggae, Nu Jazz, Pop, Blues, Swing oder moderne Clubmusik: Für Maya scheinen all diese Stile keine Widersprüche, sondern vielmehr verbindende Elemente für eine ganz große Soundlandschaft zu sein. Auch stimmlich zeigt sich die Sängerin unglaublich variabel. Je nach Laune pendelt sie zwischen lässig-fröhlich („I Shouldn’t I Wouldn’t“, „That Cookie“) oder dunkel-melancholisch („Let Me Go“, „You Are Here“), und gerade in puncto tiefe Stimme erinnert Maya sehr an die 2011 verstorbene Amy Whinehouse. Das ist auf jeden Fall eine äußerst beachtliche Referenz, mit der sich Maya allerdings nicht zufrieden gibt, sondern ihren Sound um viele Facetten erweitert. Jeder Song überrascht, wirkt aber dennoch durchdacht und schlüssig.

Mit „Chamëleon“ gelingt Maya Fadeeva ein Konsens-Album, und das meine ich in keinster Weise negativ. Ihre Musik bietet für ziemlich jede*n etwas, und selbst kritische Zeitgenossin*innen werden beim Nirvana-Cover „Lithtium“ beim Mitwippen ertappen, weil selbst das wunderbar funktioniert. Wer noch einen Soundtrack für den Sommer sucht, wird mit Maya Fadeeva fündig.

[GlamJazz Records 2018]