Ein Gastbeitrag unseres Kumpels Robert

Beim Blick auf die musikalische Landkarte sticht Brilon im Sauerland nicht gerade als Epizentrum heraus. Ändern wollen das die Punk’n‘Roller von Rustikarl, die mit dem Album „Therapie“ ihr Debüt vorlegen. Umso beachtlicher, nachdem sich die vier Jungs erst 2017 zur Band zusammengefunden haben.

Hinter der versprochenen Therapie verbergen sich in altbekannter Deutschrock-Manier vor allem Songs mit emotionalen Texten rund um Party, Saufen, Feierei. Gepaart mit einer ordentlichen Portion Freundschaft und Liebe – und dem schmerzlichen Abschied davon. Viel deutschrocktypischer Pathos also: schon oft gehört, aber wahrscheinlich gerade deshalb auch irgendwie sofort vertraut. „Unser ganzes Leben begleitet uns die Musik, unsere eigene, aber auch die von großen Idolen“, sagt die Band – und das ist auch deutlich zu hören. Klar zu spüren ist auch, dass Rustikarl Musiker aus Leidenschaft sind: In den Texten liegt viel Herzblut, die vier beherrschen ihre Instrumente und liefern eine sauber produzierte und ordentlich abgemischte Platte ab. Der Sound ist ebenso genretypisch wie die Texte: druckvoll melodische Gitarrenleads, aber wenig überraschend und innovativ.

„Therapie“ hält 13 Tracks von der Mitgröl-Hymne („Zu nah am Wahnsinn“) bis zur Akustik-Ballade („Ich weiß nicht mehr wer du bist“) parat, die kehlige Stimme von Sänger Chris verbindet die stimmigen Arrangements. Auf der Scheibe finden sich ein paar echte Perlen: „Leber brennt“ hat das Potenzial zum echten Kneipen-Hit, auch die vorab veröffentliche EP „Tequila mit den Engeln“ oder der Opener „Ich hoffe du hörst zu“ gehen gut ins Ohr. Einige der anderen Tracks verfangen auch nach mehrmaligem Hören nicht, insgesamt bleibt deshalb der Eindruck, dass dem Album zwei, drei Titel weniger ganz gut getan hätten.

Rustikarl erfinden mit ihrem Erstlingswerk das Genre nicht neu und knüpfen an altbekanntes an. Aber sie stellen sich als Rockband vor, die sich vor anderen nicht verstecken muss. Und das will in diesem weiten Feld schon etwas heißen.

[Langstrumpf Records 2019]