Andrew Neufeld, seines Zeichens Shouter bei Comeback Kid, kann nicht nur Hardcore. Zusammen mit seinem älteren Bruder Joel (Sick City) gründet er 2006 Sights & Sounds, bis die Band drei Jahre später ihr Debütalbum „Monolith“ veröffentlicht. Doch trotz einer gewissen Resonanz sind die Kanadier bis heute, so scheint es mir zumindest, mit diesem Projekt nie über den Geheimtipp-Status hinaus gekommen.
Dieser Umstand ist mir völlig schleierhaft, denn das, was die Neufeld-Brüder und ihre Bandkollegen hier abliefern, ist ganz große Musik. Wenige Bands verstehen es, unterschiedliche Stile dermaßen perfekt zu verarbeiten. Die 14 Songs der Platte werden von verschiedensten Elementen aus Post-Hardcore, Emo, Indie und Alternative getragen und zeichnet sich durch wunderbar komplexe Arrangements aus. Damit meine ich weniger den genial-vertrackten Wahnsinn von Converge, sondern vielmehr vielschichtige Songstrukturen, deren Atmosphäre zum darin Versinken einlädt. Zeitweise erinnern Sights & Sounds an die großen Jimmy Eat World oder gar AFI (im weitesten Sinne), und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen. Highlights der Platte: „Pedal Against The Wind“ und „Night Train“. Gänsehaut garantiert.
Insgesamt ist das Werk der Kanadier schwer zu beschreiben, ein Ohr riskieren lohnt aber in jedem Fall. Dass hier Starproduzent Devin Townsend an den Reglern saß und damit maßgeblich zur dichten Atmosphäre von „Monolith“ beigetragen hat, dürfte dabei sein Übriges tun. Wie bereits angedeutet dürfen Hardcore-Fans nicht eine zweite Version von Comeback Kid erwarten. Aber wer will das schon?

[Redfield Records 2009]