Treffen sich Punk und Indie auf einer Platte. Was jetzt erstmal nach einem schlechten Witz klingt, entpuppt sich im Fall von Schmutzkis neuem Album „Mehr Rotz als Verstand“ als adäquate Beschreibung. Man könnte jetzt einwenden, dass das auf durchaus viele Bands zutrifft. Allerdings stechen die Stuttgarter hier nochmal ein bisschen hervor. Aber der Reihe nach.

Nach ihrer Gründung 2011 in Stuttgart mausern sich Schmutzki vom Underground zum Geheimtipp, inklusive Auftritt beim Southside Festival 2013 und Major-Vertrag. Bis 2016 erschienen eine EP sowie zwei Studioalben. Zwei Jahre nach ihrem letzten Release „Spackos Forever“ will es das Wahlstuttgarter Trio nochmal wissen und veröffentlicht Mitte September mit „Mehr Rotz als Verstand“ einen neuen Longplayer. Das Grundrezept bleibt dabei das gleiche: 80er Jahre-Punk trifft auf poppigen Indie Rock, der von Kraftklub über die Misfits bis zu Mando Diao alle Szene-Ikonen abzudecken versucht. Davon zeugt nicht zuletzt das Cover der Platte: Angelehnt an das legendäre Rancid-Album „And Out Come The Wolves“ erinnern die übrigen grafischen Elemente deutlich an eine (etwas klischeehafte) Indie-Optik. Garniert wird das Ganze mit durchaus witzigen und bissigen Texten über die Abgründe von Social Media („Kalifornia“), späte Adoleszenz („Zu Jung“) und der lokalen Lieblingsbar („Beste Bar der Stadt“). Alles in allem macht die Platte wirklich Spaß, weil sie unglaublich tanzbar daherkommt und ziemlich eingängig ist. Dafür sorgen nicht zuletzt die sympathisch ömmeligen Texte des Trios. Allerdings hätten die Songs für meinen Geschmack durchaus noch eine Portion mehr Rotz vertragen können, damit das Album seinem Titel eine Spur gerechter wird.

Schmutzki schaffen mit „Mehr Rotz als Verstand“ erneut einen nicht unbedingt leichten musikalischen Spagat, ohne auf die Schnauze zu fallen. Rumpel-Punker*innen werden mit dem neuen Streich der Wahlstuttgarter vermutlich nicht viel anfangen können, allerdings dürften jene Leute an der Schnittstelle zwischen Punk und Indie wirklich angetan sein. Und diese Schnittstelle ist mit Blick auf die aktuelle Musiklandschaft nicht gerade klein.

[BÄM Records 2018]