Alter Schalter! Wie viel Bums kann eine Platte bitte haben? Eine ganze Menge, zumindest wenn sie „Firecarpet“ heißt. Verantwortlich für das Ding sind die (Wahl-)Berliner Screw The Carpet, deren Sound man nicht unbedingt mit jungen Erwachsenen aus der Hauptstadt in Verbindung bringen würde. Nix Elektro, nix verhipsterter Indie-Punk, sondern schmutziger Power Rock mit viel Groove und dicken Riffs.
Warum „Firecarpet“ mit besagten Genres den Boden wischt? Weil die neue Scheibe der Jungs einfach alles ist: nostalgisch und doch am Nerv der Zeit, straight und doch irgendwie experimentell. Menschen jeglichen Alters werden eine musikalische Referenz im Sound der Band finden. So legen Screw The Carpet mit dem Opener „She’s Rough“ gut los und offenbaren, dass sie wohl viel Motörhead gehört haben. Lemmy Kilmisters Geist nickt vermutlich jedes Mal lächelnd mit dem Kopf zum Takt, wenn der Song gespielt wird. „Beauty Is A Beast“ hingegen klingt stark nach Led Zeppelin, entsprechend rocken sich Screw The Carpet mehr als sechs Minuten durch den Song.
Insgesamt atmet „Firecarpet“ ohne Zweifel die gleiche stickige Luft wie die großen Rock-Bands der 70er Jahre, und was soll ich sagen? Ich habe bisher wenige Bands erlebt, die diesen musikalischen Spirit so glaubwürdig weiter tragen wie Screw The Carpet. DIY ist natürlich ein zu unterstützendes Konzept, nichtsdestotrotz wünsche ich mir manchmal, dass bestimmte Bands nach Jahren der Plackerei den Rückhalt eines tollen Labels genießen können. Vorausgesetzt die Band will das überhaupt. In jedem Fall wünsche ich Screw The Carpet das Beste und die Aufmerksamkeit, die sie in meinen Augen mit „Firecarpet“ verdient haben.
[DIY 2018]