Die Familie des Vienna Style Hardcore wächst um ein Mitglied: Lowlife, eine junge Band aus dem Umland der österreichischen Hauptstadt, veröffentlicht nun Ende Juni ihr Debüt-Album „Welcome To A Crooked 21st Century“. Live konnten die Jungs bereits einige Male von sich reden machen, aber funktioniert das auf Platte genauso gut?
In dieser Frage bin ich irgendwie hin- und hergerissen. Einerseits dürfte „Welcome To A Crooked 21st Century gerade für Freund*innen des gepflegten Schwermetalls durchaus interessant sein. Schließlich haben die Wiener deutlich mehr als nur eine Metal-Schlagseite, sondern klingen an einigen Stellen wie langhaarige Kuttenträger, die sich aber liebend gerne in den nächsten Moshpit schmeißen, um den Hardcore-Kids die Snapbacks von der Rübe zu boxen. „No Rest, No Peace“ ist dafür die ideale Hörprobe. Lowlife verstehen es, den Groove des Metal mitzunehmen und in ein zeitgemäßes Hardcore-Gewand zu packen. In Stücken wie „Lone Wolf“ kommen gegen Ende sogar beinahe Beatdown-Allüren durch, und das funktioniert eigentlich gut. Andererseits fehlt der Band aus Österreich das Alleinstellungsmerkmal, denn auch nach mehreren Durchläufen sticht nicht wirklich ein Song aus der Platte heraus. Dieser Umstand ist in meinen Augen allerdings nicht unbedingt dem Songwriting der Band geschuldet ist, sondern vielmehr der etwas drucklosen Produktion der Platte. Bei der Sorte Hardcore, die Lowlife hier zum Besten geben, kann, ach was, muss da wesentlich mehr Bums kommen. Get The Shot haben das gut vorgemacht. Ein Umstand, der angesichts der Live-Qualitäten der Jungs umso bedauerlicher ist, weil so wirklich viel Energie verschenkt wird.
Lowlife haben ohne Frage die richtigen Vorbilder, besonders gut hört man das bei „Break The Chains Of Silence“. Allerdings bringt bereits das erste Riff des Songs genau auf den Punkt, woran die Platte etwas krankt: Das besagte Riff ist nahezu eins zu eins deckungsgleich mit jenem von Hatebreeds Hit „This Is Now“. Wenn Lowlife sich in Zukunft mehr auf Eigenständigkeit besinnen und ihrem Sound auf Platte mehr Druck verleihen, stechen sie auch aus der Masse an metallisch klingenden Hardcore-Bands heraus. Fans von Only Attitude Counts mit einer Vorliebe für groovige Riffs sollten dennoch mal ein Ohr riskieren.
[Bastardized Recordings 2018]