Split-EPs fand ich schon immer reizvoll, da sie meist zwei musikalisch eher unterschiedliche Bands etwas Gemeinsames hervorbringen lässt. Gerade für Musiker_innen, die noch am Anfang ihrer „Karriere“ stehen, ist diese Form der Veröffentlichung eine naheliegende, denn im Idealfall kommt man als Hörer_in auf den Geschmack und hat Lust auf mehr. Wenngleich ein Split Szenen-Unity im weitesten Sinne repräsentieren kann, verleitet das Format doch häufig dazu, die beiden Bands zu vergleichen.
Bei „Paraiyar“, der Split-EP von Dagger in Hand und Trapped, ist das nicht anders. Schon beim ersten Hören fällt auf, dass die Rollen klar verteilt sind: Dagger in Hand aus Bad Dürkheim ballern in fünf Songs kompromisslos-metallischen Hardcore herunter. Fans von Only Attitude Counts, Bloodsport und Nueva Etica dürften hier sehr auf ihre Kosten kommen. Damit es auf der EP aber nicht nur auf’s Maul gibt, bilden die Karlsruher von Trapped das entsprechende Gegengewicht. Deren Spielart von Hardcore ist wesentlich melodischer und ließe sich grob mit Capsize, Defeater oder Carpathian vergleichen. Nun könnte ich sagen: Bands der ersteren Sorte sind mir, zumindest musikalisch, für gewöhnlich lieber. Fürwahr. Aber was wäre Hardcore ohne politischen Anspruch in den Texten? Zum Glück gibt es noch Bands wie Trapped, die Wert auf Inhalt in ihren geschrienen Texten legen. So erzählt beispielsweise „Farkhundead“ die Geschichte der afghanischen Studierenden Farkhunda Malikzada, welche aufgrund des Vorwurfs, sie habe Seiten aus einem Koran verbrannt, von einem aufgebrachten Mob auf offener Straße gelyncht wurde. „How sick is the mind of the faithful ones | Believers as they call themselves“ – Zeilen wie diese regen zum Nachdenken an. Doch auch die anderen vier Songs der Karlsruher sind durchaus politisch-gesellschaftskritischer Natur und kommen dabei nie platt oder gar aufgesetzt daher.
Insgesamt präsentiert sich „Paraiyar“ als kleines Musterstück großer DIY-Leidenschaft und spiegelt damit in gewisser das wider, was Hardcore in seiner Vielfalt ausmacht: Viel Wut und Mosh für ein wohliges Gefühl im Pit, aber letztlich auch Inhalte, die Hardcore (trotzt vieler oberflächlicher Hampelmänner) zu der selbstbewussten und im weitesten Sinne denkenden Community machen, die sie ist. In dieser Hinsicht haben sowohl Dagger in Hand als auch Trapped ihre Hausaufgaben gemacht. Veröffentlichungen wie „Paraiyar“ zeigen, dass Hardcore heutzutage immer noch mehr hervorzubringen vermag als jene völlig gleich klingenden Impericon-Retorten-Bands, die regelmäßig große Hallen füllen. Und das stimmt mich zuversichtlich.

[DIY]