Jeff Rosenstock ist schon ein netter Dude. Und das meine ich jetzt wirklich nicht ironisch. Schließlich hat der New Yorker gleich zu Beginn des Jahres sein drittes Solo Album „POST-“ auf Name-your-price-Basis zum Download angeboten und tut das auch heute noch. Also knapp drei Monate vor Release der CD- und Vinyl-Ausgabe Ende März wohlgemerkt. Mit dieser Entscheidung hat sich Jeff Rosenstock, der sowohl Gründer des Musiker*innen-Kollektivs Bomb the Music Industry! als auch Frontsänger der Bands The Arrogant Sons of Bitches und Kudrow ist beziehungsweise war, seinen Status als König des DIY-Indie-Rock-Folks zweifellos untermauert.

Geschrieben und produziert wurde das Album nach eigenen Angaben in den Wochen nach der Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsident, zwischen Beendigung des Studioaufenthalts und der Veröffentlichung Anfang Januar lagen nicht einmal zwei Wochen. Grund hierfür war nicht zuletzt Jeffs Wunsch, eine möglichst zeitgenössische Abhandlung mit dem amerikanischen Zeitgeist zu präsentieren. Schließlich ist Trump (nicht nur, aber gerade) für die dortigen Subkulturen eine weitaus heftigere Nummer als damals George W. Bush. Der Albumtitel „POST-“ deutet schon an, dass in der amerikanischen Gesellschaft viele Dinge nun zu Ende sind, welche das auch immer sein mögen. Ganz im Zeichen dieser negativen Veränderung und der damit verbundenen Sehnsucht nach einer besseren Zukunft steht auch die grandiose Single-Auskopplung „Melba“: „We can start over because / Mistakes get forgotten / Dreams can be remembered“. Im Musikvideo der Single wird zudem sinnbildlich dargestellt, welche Wirkung eine gesellschaftlich akzeptierte Hierarchie nicht nur im Kontext höchster Politik auf das Individuum hat: Nach oben buckeln, nach unten treten. Und ausbaden dürfen den Scheiß meistens diejenigen, die ohnehin schon mit Problemen zu kämpfen haben.

„POST-“ verpackt politischen Anspruch in eingängig-punkige Indie-Songs, die auch nach vielen Durchläufen nicht abgegriffen klingen. Wer möchte, kann sich davon auf Albumlänge überzeugen, schließlich ist die Scheibe noch digital auf Soli-Basis via Bandcamp zu haben. Ansonsten rate ich (wie immer) natürlich zum Griff zum Vinyl.


[Polyvinyl Records/Specialist Subject 2018]