Acht Eimer Hühnerherz? Ich so: „What?“ Und der Promo-Text bei der Genre-Bezeichnung so: „Powerviolence-Folk, Wandergitarren-Hardcore“. Was jetzt für einige völlig verstörend wirken mag, ist ein erster Versuch, den genialen Wahnsinn einer jungen Band zu erfassen, die mit einer derart inspirierenden Unbekümmertheit aufwartet, dass das Zuhören eine wahre Freude ist. Aber der Reihe nach.

Auf ihrem gleichnamigen Debüt-Album tanzen sich Acht Eimer Hühnerherzen durch 14 Songs, die wunderbar eingängig und doch anarchistisch zugleich sind. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Band aus Berlin-Kreuzberg auf genretypische Konventionen herzlich scheißt und dabei im Grund die denkbar purste Form von Punk erschaffen. Hinsichtlich der Instrumente ist die Band dabei alles andere als festgelegt, nur der punkige Akustikbass Sen Bottrops (Terrorgruppe) ist eine gewisse musikalische Konstante in den Songs. Um es platt auszudrücken: Alles kann, nichts muss. Bei den Texten geht das Trio ähnlich vor: „Das macht Spaß / Mittelmaß /das macht Spaß mit dir im Gras / es ist so langweilig / und deshalb mag ich“. Diese Zeilen, die dem kleinen Hit der Platte „Mittelmaß“ entnommen sind, sprechen mir in vielen Punkten sehr aus der Seele und sind ein fetter Mittelfinger an die Personen, die auf Instagram mit Produktplatzierungen und „kreativen“ Hashtags ihr „perfektes“ Leben inszenieren. In eine ähnliche Kerbe haut die Single-Auskopplung „Eisenhüttenstadt“, die sicher der perfekte Soundtrack zu Beginn meines Studiums geworden wäre, als ich die volle Ladung übergriffig-nerviger Work-and-Travel-Ottos kennenlernte.

Acht Eimer Hühnerherzen sind musikalisch ruhigeres Gepöbel, aber immer noch so sehr Punk, dass sie nicht im Getümmel der Hauptstadt-Hipster-Bands untergehen sollten. Referenzen sind hier eher schwer zu verorten, am ehesten lassen sich aber Brücken zu den Violent Femmes, Hans-A-Plast oder (zumindest textlich) den frühen (Nonsens-)Songs der Ärzte schlagen. Wer was zwischen Anspruch, Nonsens und Gepöbel sucht, wird bei den Hühnerherzen sicher fündig.

[Destiny Records 2018]