Bis vor wenigen Jahren war mir die Sparte Dream Pop noch gänzlich unbekannt. Erst, als mir ein Bekannter meines Vaters „Warm Winter“ von Memories of Machines schenkte, war ich mit einer für mich völlig neuen Art von Musik konfrontiert. Weiche, einlullende Klangkulissen und eine gehauchte, fragile Stimme. Für Leute, die eigentlich nur Punk, Hardcore und ein bisschen Rap kennen, ist das erst mal echt gewöhnungsbedürftig, zumal ein Zugang zu solcher Musik (zumindest in meinem Fall) viel Zeit bedarf. Schnell merkte ich, dass der Name Dream Pop nicht von ungefähr kam und ich mir die Platte zu entsprechenden Gelegenheiten zu Gemüte führte.

Long story short: Für meine Meinung zu „analogue heart // digital brain“, dem Debüt-Album des Würzburger Trios Zulu, ist diese Erfahrung absolut elementar, denn sonst hätte ich den Anspruch und den Sound der drei Künstler Max, Basti und Jannis wohl nie in dieser Form erfasst. Parallelen zu meiner (beinahe einzigen) Referenz sind nämlich durchaus da, wenngleich Zulu weniger schmachtend und elektronisch viel verspielter rüberkommt. Eigentlich ist der Sound des Trios durch den Albumtitel wunderbar beschrieben: Warmer Gesang trifft auf sphärische Gitarren und nerdische Raffinesse für elektronische Spielereien. Gerade weil „analogue heart // digital brain“ auf knapp 40 Minuten zehn Songs unterbringt, verliert man sich nicht ewig in den Songs, was gerade für Dream Pop-Laien ein großes Plus sein dürfte. Und für alle, die die Komplexität der Songs auch in bildlicher Form repräsentiert sehen möchten, seien die Musikvideos zu den Singles „Hidden People“ und „Retrofuturism“ ans Herz gelegt. Das Sahnehäubchen: Game-of-Thrones-Darsteller Peter John Sinclair spielt in beiden Clips die Hauptrolle.

An alle, die vom ewigen Underground-Geholze und Gemoshe mal eine Pause brauchen: Zulu haben da was für euch. Wenn ihr mit dieser Musik sowieso schon was anfangen konntet: Zulu haben auch für euch etwas. Und wer Dream Pop scheiße findet? Der hört sich gefälligst „Open At The Close“ an und denkt nochmal darüber nach!

[AdP Records 2018]