Spätestens seit Mitte der 2000er ist Metalcore auch über subkulturelle Grenzen hinaus ein Ding, und wenn man auf die nicht abreißende Beliebtheit großer Veranstaltungen wie der Never Say Die-Tour oder des Impericon Festivals blickt, scheint damit auch so schnell nicht vorbei zu sein. Bands wie Parkway Drive und Bring Me The Horizon füllen heute problemlos große Hallen, schließlich konnten jene xyz-Core-Bands, die in den letzten zehn Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen, qualitativ nicht mit den Genregrößen mithalten.
Wer nun aber nach der großen Übersättigung der Szene deren Ende herbeibeschwor, dürfte eines Besseren belehrt worden sein. Vielmehr scheint sich nun (zum Glück) ein gewisser qualitativer Mindeststandard eingependelt zu haben. Anders lässt sich nämlich nicht erklären, warum auch im Jahr 2018 noch gute Metalcore-Releases zu erwarten sind. Hierzu zählt ohne Frage auch „Final Breed“, die neue EP von I Am Noah. Einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Szene konnte sich die Band mit ihrem Debut-Album „The Verdict“, welches 2016 erschien, erspielen. Der Sound der Trierer erinnert stark an eine Mischung aus den letzten beiden Architects-Alben sowie Miss May I, wobei der Opener „The Abandoned“ verdammt nach alten August Burns Red klingt. Nostalgisch-wohlige Gänsehaut ist in den Moshparts also garantiert. Cleanen Gesang gibt’s auf der neuen EP nicht, und bezugnehmend auf August Burns Red halte ich das für eine gute Entscheidung.
Textlich ragt das Trierer Quintett übrigens überraschend positiv heraus. So handeln die vier Songs glücklicherweise nicht von verflossener Liebe oder Gewaltfantasien gegen die Ex (I’m talking to you, ramdom deathcore band!), sondern relevanten politischen Themen. Warum können nicht mehr Metalcore-Bands sich in Songs darüber empören, wie gleichgültig in Europa das massenhafte Sterben im Mittelmeer hingenommen wird?
I Am Noah zeigen, dass Metalcore alles andere als tot und immer noch relevant ist. Hoffen wir mal, dass sie mit „Final Breed“ nur eine kurze Zeit bis zum neuen Longplayer überbrücken.
[Bastardized Recordings 2018]