Zugegeben, so richtig mitverfolgt habe ich den großen Boom der zahlreichen Melodic/Post-Hardcore-Bands der letzten Jahre nicht. Abgesehen von einigen Genre-Klassikern wie Touché Amoré, La Dispute oder Being As An Ocean hatte ich kaum andere Kapellen auf dem Schirm, weil das besagte Subgenre in meinen Augen beziehungsweise Ohren fast noch stärker an einem Problem krankte, dass schon Deathcore in eine Krise gestürzt hatte: mangelnder Wiedererkennungswert. Zwar bewiesen jüngst großartige Neuentdeckungen wie We Too, Will Fade, dass es auch durchaus anders geht – an meiner Grundeinschätzung hat sich aber nicht viel geändert.
Entsprechend ohne riesige Erwartungen ging ich an „Your Love Never Found A Home In Me“, die Debüt-EP der Band Devotion, heran. Um es gleich vorweg zu sagen: Ein wenig mangelt es den Jungs aus Recklinghausen tatsächlich an Wiedererkennungswert. Warum das aber letztlich gar nicht schlimm ist? Die EP ist dermaßen druckvoll und der Sound zwischen Geprügel, Melancholie und Melodie so dicht, dass ich stellenweise nur schwer glauben kann, dass es sich hierbei um ein Debüt handelt. In Sachen Atmosphäre hat die Band ohne Frage von den Richtigen gelernt, soll heißen: Viel Casey und Being As An Ocean, in starken Momenten schimmern durchaus Referenzen an The Ghost Inside durch. Ein Umstand, der aber besonders bemerkenswert ist: Devotion schaffen es mit fünf Songs beziehungsweise gut 20 Minuten Spielzeit so zu unterhalten, als hätte man ein ganzes Album vor sich. Langatmigkeit sucht man hier allerdings vergeblich. Für Fans des Genres definitiv ein Pflichtkauf!
[DIY 2019]