Zugegeben, ein bisschen hatte ich schon gehofft, dass es sich bei Das Blanke Extrem aus Freiburg um eine Grindcore-Band handeln würde – allein um meiner alten Grind-Zeiten willen. Der Umstand, dass hier allerdings Flight 13 und Rookie Records im Spiel sind, nährte dann doch gewisse Zweifel in mir. Und siehe da, die Band aus Freiburg spielt kein Grindcore – was nach ein paar Durchläufen ihres Debütalbums „Alles in schönster Ordnung“ aber kein Problem ist.

Im Gegenteil. Der Sound der Jungs liegt irgendwo zwischen schrammeligem Post Punk und ein bisschen New Wave, was sie gleich ziemlich nach Achtzigern klingen lässt. Ein Blick auf aktuelle Bandfotos zeigt allerdings, dass Das Blanke Extrem vergleichsweise jung sind. Umso bemerkenswerter, denn die Mitglieder scheinen einige Platten der Goldenen Zitronen und Fehlfarben in ihren Regalen stehen zu haben. „Alles in schönster Ordnung“ wirkt allerdings nicht angestaubt, sondern überaus erfrischend, was nicht zuletzt an den Texten mit aktuellem Bezug liegen dürfte. Entsprechend ist auch der Albumtitel als sarkastische Bestandsaufnahme der täglichen Beschissenheit zu verstehen, sei es in Bezug auf Rassismus und Nationalismus („Wohnzimmergardinen“), (Wahl-)Erfolge der Vogelschisspartei („15komma1“) oder die bürgerlich-provinzielle Borniertheit Freiburgs („Wohlstandsstadt“). Textlich gibt’s hier also sehr viel Punkpotenzial, was auch musikalisch immer wieder durchkommt. Zwar habe ich mir an manchen Stellen schon fast gewünscht, dass die Band bei ihren textlichen Ausbrüchen dies auch musikalisch tut, aber es muss ja nicht jeder wie Kaput Krauts klingen.

Letztlich punkten Das Blanke Extrem vor allem durch ihre Eigenständigkeit sowie ihre großartige Fähigkeit, Punk der ersten Stunde mit modernen musikalischen Bezügen und zeitgenössischen Texten zu verbinden. Wer Bands wie Dezolat und Baretta Love etwas anfangen kann und gleichzeitig keine Ausflüge in alte Punk-Gefilde scheut, wird mit „Alles in schönster Ordnung“ viel Spaß haben.

[Flight 13 2019]