Bild: Alphonzo

 

Auch wenn die Zahl unserer besprochenen Rap-Releases teilweise deutlich abgenommen haben dürfte, werden wir natürlich nicht müde, auch Künstler*innen dieser Sparte wärmstens zu empfehlen. Einer dieser Künstler ist ohne Frage Alphonzo, dessen Kollabo-Album „Analog Slang“ (zusammen mit Figub Brazlevič) uns ziemlich sprachlos machte. Nun vertonte der Dresdner Rapper neun seiner Songs in jazziger Weise und präsentierte das Ganze kürzlich auch in Form eines Kurzfilms. Also mindestens zwei Gründe, endlich mal mit ihm zu sprechen.

  

Moin Alphonzo! Auch wenn wir deine letzte Platte „Analog Slang“ besprochen haben: Magst du dich nochmal kurz vorstellen?

 Klar! Ich bin Alphonzo, ein Rapper und Musiker aus Dresden. Ich mache seitdem ich zwölf Jahre alt war Musik, spielte oder spiele in verschiedenen Bands Bass oder Hammond Orgel. Die ganze Zeit schrieb ich hier und da Texte und seit ein paar Jahren hau ich sie auch raus. Außerdem produziere ich noch Beats, nehme andere Bands auf und arbeite mit Jugendlichen in verschiedenen musikalischen Projekten. Es ist kurz gesagt immer gut was zu tun.

 

Was hat es mit deinem Namen auf sich?

 Das ist eine etwas längere Geschichte. Es ging damit los, dass Bandkollegen mich „Al“ à la Al Bundy nannten. Ich heiße mit bürgerlichen Namen Alex. Irgendwann spielte ich eine Show zusammen mit dem New Yorker Bluesrock-Koloss Lord Bishop. Er wollte sich dann auf der Fahrt was überlegen, eine spektakuläre Ankündigung für seinen Aushilfsbassisten – also mich. Irgendwann rief er dann von der Rückbank nach vorn: “Man! I introduce you as Alphonso Gotti!“ Er wollte mich als fernen Verwandten von John Gotti vorstellen, der in den 80ern was mit einer Deutschen hatte, sie in Vegas im Vollrausch geheiratet und geschwängert hat, die Sache dann aber auf unehrenhafte Weise beendete. Oder irgendwie sowas in der Art. Naja, auf jeden Fall blieb der Künstlername, anfangs „Al Gotti“ und später dann nur noch „Alphonzo“ mit einem „Z“. Und da das laut abenteuerlichen Namens-Ursprungs-Websites „ready for battle“ heißt, war es umso passender.

 

Kürzlich hast du „Analog Jazz“ als Kurzfilm und digitales Release veröffentlicht. Dabei hast du neun Songs aus deinem letzten Album ein neues Soundgewand verpasst. Kannst du uns ein bisschen mehr erzählen?

 Wir hatten ja im Mai 2019 das große Release von „Analog Slang“, mein Debütalbum, das auch auf Vinyl und als Digipack erschienen ist. Ich arbeite in Dresden, neben meiner eigenen Musik, noch in Musikworkshops mit Jugendlichen an Schulen und Jugendhäusern. Ich arbeite da mit Schulbands oder gebe Hip Hop-Workshops, wo wir zusammen Beats bauen und Texte schreiben. Ein paar Kids aus demselben Jahrgang wünschten sich dann irgendwie, dass ich bei ihrer Jugendweihe ein paar Stücke spiele – fand ich jetzt erstmal nicht so geil. Aber als dann der e.V., der sich darum kümmerte, angefragt hatte und meinte, das Ganze wird fair bezahlt und es findet im großen Saal der Schauburg in Dresden statt… da konnte ich nicht anders. Ich liebe es, ins Kino zu gehen und die Schauburg ist ein sehr altes Kino in Dresden Neustadt, mit einem riesigen Saal, in dem ich ein paar Monate zuvor erst Heinz Strunk gesehen hatte.

Also sagte ich zu und da kam mir im Gespräch mit den Veranstaltern der Gedanke, dass es mit den normalen Beats irgendwie unpassend wäre… dort steht auch keine Anlage drin, die das gut rüberbringen könnte. Also schaute ich mich nach einem Pianisten um und fand den wunderbaren Gustav Anders. Gustav und ich spielten dann nach einer holprigen Probe am Vorabend das erste Mal zusammen in diesem riesigen, vollbesetzten Saal. Und es lief blendend! Jemand stellte ein Video davon online, was wiederum Daniel Fröhlich sah, der auf Mallorca seine Filmfirma hat und ein Freund von mir ist. Ich schrieb ihm, dass ich die Songs gern aufnehmen würde und er meinte nur so: “Naja, dann kommt doch einfach Anfang Juli mal bei mir vorbei! Ich wohn hier in ’nem großen Haus direkt am Meer und wir können hier alles drehen.“ Uff! Das war natürlich zu geil.

Damit es untenrum vom Sound her nicht zu dünn wird, wollte ich gern noch einen Kontrabass dabeihaben. Es lag auf der Hand, dass ich meinen Freund Clemens Voye fragen musste. Er ist seines Zeichens professioneller Bassist und quasi der Hausbassist von Ghanaian Stallion und somit auf Megaloh-, Musa- sowie BSMG-Alben vertreten. Er weiß also, was er da tut. Kurz darauf standen wir auch schon in Cala Blava vor einer Villa, die an einen 70er-Jahre- Hollywoodfilm erinnert. Vor der Villa stand ein riesiger Pool, hinter der Villa schaut man direkt aufs Meer in Richtung Palma. Es war einfach surreal.

Wieder mit nur einer richtigen vorangegangenen Probe starteten wir in den Aufnahmetag und waren irgendwann einfach nur perfekt im Film und tiefenentspannt. Genau das kommt auch rüber, wenn man sich das Ganze anhört. Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, dass ich gern noch etwas zwischen den Songs sagen möchte. Es entsteht durch das ruhige Gesamtsetting sowieso eine sehr persönliche Stimmung, da dachte ich, es passt gut, da noch etwas mehr von Alphonzo preis zu geben. Es ist also ein Live Konzert sowie ein Kurzfilm entstanden. Es fühlt sich aber irgendwie nach etwas ganz Eigenem an.

 

Was steht sonst in naher Zukunft bei dir an?

 Live spielen und weiter an kommenden Releases schrauben. Ich darf zudem Anfang November ein Konzert mit Morlokk Dilemma spielen, in Hamburg, dann spielen wir im Dezember eine Show im Neuen Schauspiel Leipzig mit der „Analog Jazz“ Formation, plus Drummer. 2020 soll dann auch ausgedehnter getourt werden – mit Band, mit Figub Brazlevic usw. Ich denke, es wird Anfang 2020 schon neues Material von mir zu hören geben, was auch nochmal in eine etwas andere Richtung geht als die „Analog X“- Releases.

 

Wenn wir schon mal bei Rap und Jazz sind: Guru oder A Tribe Called Quest?

„The mind is a terrible thing to waste.

I show love cause it’s a terrible thing to hate.“