Egal ob man Fan von Pop-Musik ist oder nicht: Die offensichtlichen Vorzüge dieser Richtung sind zweifelsohne ihre Eingängig- und Niedrigschwelligkeit. Genau an diesem Punkt wird es natürlich wieder besonders interessant, denn hier muss man auch individuell entscheiden, ob die betreffende Musik nun kacke ist oder brillant. Insofern stimmt es in der Tat, wenn Backseat in ihrem Pressetext zu Albert Luxus‘ neuer Scheibe „Diebe“ anmerkt, dass ein Begriff wie „intelligente Pop-Musik“ durchaus ein Widerspruch in sich sein kann. Doch gerade bei besagter Band scheint dieser Widerspruch erstaunlich aushaltbar.
Aber der Reihe nach. „Diebe“, dem neuen Longplayer der Kölner Band Albert Luxus, ging bereits im März 2018 eine EP namens „Tea Time Honey“ voraus. An Kreativität und Ehrgeiz scheint es den Musikern Matthias Albert Sänger und Andreas Kiwitt also nicht zu mangeln. Zudem konnten beide bereits in den Musik-Projekten When People Had Computers und Wellness bereits Erfahrung sammeln, bevor sie sich 2017 verstärkt ihrem 2009 gegründeten Projekt Albert Luxus widmeten. All diese Umstände hört man „Diebe“ zu jeder Zeit an, denn mal Hand auf’s Herz: Habt ihr schon mal so eine makellose deutschsprachige Indiepop-Platte gehört? Okay, den Genre-Freaks werden jetzt bestimmt welche einfallen, aber begeistert werden sie dennoch sein. „Diebe“ wirkt wie aus einem Guss, und alles, aber auch wirklich alles, passt einfach. Die elf Songs der Platte fühlen sich organisch an und offenbaren einen unheimlichen Hit-Charakter. Stimmlich erinnert mich das Duo stark an Neufundland, deren letzte Platte „Wir werden niemals fertig sein“ mich trotz ihres Pop Appeals nachhaltig beeindruckt hat. Anders als der meiste Mist, der im deutschsprachigen Pop belanglos vor sich herumwabert, lassen Albert Luxus hörbar mehr Einflüsse aus den Sparten Post-Rock, Hamburger Schule und ein bisschen 60er zu. Komplettiert wird die detailverliebte, aber unaufgeregte und dichte Soundkulisse durch knackige Texte, die mitunter schon ein bisschen sarkastisch oder gar zynisch daher kommen. Anspieltipps: „In den Arm bitte“ und „Im Schatten noch ein Eis“.
Du findest Pop kategorisch scheiße? Think again! Albert Luxus haben gute Chancen, das zu ändern. Freund*innen der sanften und eingängigen Klänge, die zudem Wert auf herrlich untriviale Texte legen, bekommen mit „Diebe“ genau eins: intelligente Pop-Musik. Und all jenen Zögerlichen sagen Albert Luxus frei nach Corey Taylor: „Gimme a minute and I’ll change your mind!“
[Backseat 2018]