Zu Refused, so scheint es mir, hat jede*r eine Meinung. Das ist jetzt nicht schlecht, hilft aber auch nicht wirklich weiter, wenn man eine eher unklare Vorstellung von der Band hat oder nicht weiß, was man nun von ihr halten soll. Von den einen werden die Schweden geradezu vergöttert, und das nicht nur für ihren Überhit „New Noise“. Andere wiederum wissen trotz (oder gerade wegen) dieser Lobpreisungen einfach nichts mit dem Punk-/Hardcore-Gemisch anzufangen. Gerade zum letzten Album „Freedom“, das 2015 erschien und nach der tragischen Bandauflösung ein wuchtiges Comeback-Album werden sollte, waren die Reaktionen darauf ziemlich durchwachsen. Puls, das Musikformat des Bayerischen Rundfunks bezeichnete den Sound der Band als „hardcore langweilig“ und wies damit auf genau jenes Problem hin, an dem Refused letztlich zerbrachen: der Frage, ob man sich nun eher als Hardcore- oder Rock-Band begreift. Damit einher ging natürlich auch die Frage nach dem politischen Anspruch, den die Band mit zunehmendem Erfolg nicht in den kommerziellen Formaten der Unterhaltungsindustrie repräsentiert sah.

„Blood Red”, die erste Single-Auskopplung des neuen Albums „War Music“, sollte genau diesen Anspruch wieder in den Vordergrund rücken. Zugegeben, besonders überzeugend fand ich den Song weder musikalisch noch textlich, handelte es sich in Bezug auf letzteres um einen Song mit ziemlich vulgär-antikapitalistischen Texten. Dass dieser gerade aus dem Mund einer Band kommt, die mit Spinefarm Records ein Tochterunternehmen des Musikriesen Universal im Rücken hat, macht das nicht wirklich glaubwürdiger. Aber sei’s drum, eine ähnliche Diskussion mussten beispielsweise auch Anti-Flag über sich ergehen lassen – und wirklich was gebracht hat’s nicht. Anyway, mehr als eine Chance wollte ich der neuen Refused-Platte aber geben – dafür sprach letztlich bereits der Opener „REV001“, der so klingt, als seien Refused kein bisschen gealtert und neben klaren Punk-/Hardcore-Bezügen auch beinahe im Funk gelandet. Auch „Violent Reaction“ und „I Wanna Watch The World Burn” vermögen mich noch zu überzeugen, aber danach kommt nichts mehr, was mich wirklich umhaut. Na gut, erster Durchlauf halt, denke ich. Aber auch nach dem dritten, sechsten und neunten Mal stellt sich bei mir keine Begeisterung ein, im Gegenteil. Vielmehr ärgere ich mich, dass ich so lange an die Vorstellung, irgendwann würde „War Music“ schon noch zünden, geklammert hatte.

Richtig quälen muss man sich nicht durch „War Music“, unter’m Strich ist die Platte für mich aber doch eins: eher langweilig. Auch wenn das musikalische Portfolio von Refused nach wie vor vielseitig, stellenweise durchdacht und scheinbar kein Jahr gealtert ist, wirkt ein Großteil der Songs vor allem ab der zweiten Albumhälfte deprimierend uninspiriert. Wenn „War Music“ der Soundtrack zum Krieg gegen Kapitalismus und Patriarchat sein soll, können wir eigentlich gleich einpacken. Hype ist eben nicht alles, sondern gelegentlich eine bittere Enttäuschung. Vielleicht sind Refused ja doch irgendwie fucking dead. Ich lade zum Konsum der älteren Refused-Songs ein – so stellt sich vielleicht zumindest ein bisschen Nostalgie ein.

[Spinefarm Records 2019]