Ich will ja niemandem auf die Füße treten, aber es gibt wohl kaum eine Band mit Major-Label im Rücken, die so lautlos neue Platten veröffentlicht, wie es die Briten von Skindred tun. Deren neueste Scheibe „Big Tings“ erschien schon Ende April bei Napalm Records, doch selbst mir als Skindred-Aficionado ist das durchgerutscht. Das gleiche Gefühl hatte ich übrigens auch schon bei den letzten beiden Scheiben der Band – umso mehr ein Grund, die Neuerscheinung hier vorzustellen. Dass die Band keinen großen Wirbel macht, liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie mit ihrer Mischung aus Metal, Punk und Reggae ohnehin einen einzigartigen Stil geprägt und sich kontinuierlich in die Herzen ihrer Fans gespielt hat.

Schon der titelgebende Opener „Big Tings“ hält die ganze Wundertüte bereit, die Skindred ausmacht: stampfende Drums, melodische Gitarrenläufe gepaart mit seicht dröhnenden Riffs, mitreißender Chorus im eingängigen Refrain. Skindred zeigen, ohne sich beweisen zu müssen, was sie wirklich gut können: Ordentlicher Druck gepaart mit einer gehörigen Portion Spaß, die nicht nur den Kopf, sondern auch die Hüften kreisen lässt. Dass die Live-Könner besonders auf den zahlreichen anstehenden Festival-Gigs wieder ihre große Stärke ausspielen und die Menge zum Beben bringen werden, lassen schon jetzt Titel wie „That’s My Jam“ oder die Rock-Hymne „Machine“ erahnen, bei der Reef-Sänger Gary Stringer Gastvocals beisteuerte.

„Big Tings“ knüpft konsequent an die beiden Vorgänger-Alben „Volume“ und „Kill the power“ an und setzt auf elektronische Elemente, ohne es überzustrapazieren. Während auf den frühen Platten der Briten noch beinahe jeder Song Potential zum Ohrwurm hatte, präsentiert sich „Big Tings“ als professionelle Produktion mit einer ausgeglicheneren Grundstimmung. Neben druckvollen Tracks in alter Tradition finden sich mit „Tell me“ und „Alive“ eher ruhigere Töne, in denen Sänger Benji alle Facetten seiner wandlungsfähigen Stimme ausspielen kann. Insgesamt bleibt trotzdem der Eindruck, dass die Songs so durchlaufen, ohne direkt im Ohr hängen zu bleiben.

Ein Ausbrecher der Platte ist der neu arrangierte Titel „Saying it now“ vom Vorgängeralbum. So beeindruckend die orchestrale Streicher-Begleitung wirkt, so sehr fällt dieser Stilbruch aus dem Skindred-Portfolio heraus. Kann man machen, muss man aber nicht.

Skindred haben sich mit Big Tings sicher nicht neu erfunden. Müssen sie aber auch nicht. Die solide Fortsetzung der Diskographie ist Pflicht für jeden Fan der Briten, lässt aber sicher auch nicht wenige kalt, die die Band bisher nicht auf dem Schirm hatten.

[Napalm Records]

 

Diese Review ist ein Gastbeitrag und stammt aus der Feder unseres trven Supporters Robert. Vielen Dank dafür!