Metalcore ist tot, es lebe der Metalcore! So oder so ähnlich könnte man das Prinzip In Other Climes zusammenfassen. Die Band aus Nizza gründete sich 2004, also quasi in genau jener Phase, in der das besagte Genre vor allem quantitativ wuchs. Dass sich die Franzosen bis heute behaupten konnten, ist insofern erstaunlich, als dass viele Bands ihrer Sparte innerhalb der letzten zehn Jahre die Segel strichen.

„Ruthless“, der neue Streich des Fünfers, verdeutlicht eindrucksvoll meinen oben beschriebenen Eindruck. In Other Climes picken sich aus den Bereichen Metal und Hardcore nur die wirklich fettesten und heftigsten Parts heraus und kochen daraus ihr eigenes Süppchen. Und das ist voller Nägel und Rasierklingen: Fette Riffs, gut platzierte Breakdowns und grantige Vocals lassen kaum eine Möglichkeit zum Durchatmen, aber das soll offenbar auch nicht sein. Das macht bereits der überkrasse Opener „Ruthless“ klar. In Other Climes verstehen, wie sie Metal mithilfe von ausgewählten Hardcore-Elementen diesen unvergleichlichen Groove verleihen, der die Faszination für Metalcore maßgeblich ausmacht. Die technische und musikalische Versiertheit der Band erinnert dabei frappierend an Obey The Brave, das mittlerweile stark gewachsene Nebenprojekt des Despised Icon-Shouters Alex Erian. Gerade deren Debütalbum „Young Blood“ klingt wie der Zwillingsbruder von „Ruthless“, vor allem in Bezug auf die Produktion. Hier wären wir beim einzigen kleinen Manko der Platte: Trotz fetten Riffs und ordentlich Bums wirkt der Sound manchmal etwas schepprig, was zwar ein bisschen schade ist, die Freude aber nicht nachhaltig trübt.

In Other Climes zeigen, dass es sich öfter auch mal lohnt, an einer Sache dranzubleiben, auch wenn die Trends gerade dagegen sprechen. So gekonnt und nachvollziehbar hat schon lange keine Band mehr Metal und Hardcore zusammengebracht. Volle Punktzahl!

[Dead Serious Recordings 2019]