Obwohl die Reaktionen auf Hands Off Gretels neues Album „I Want The World“ relativ einhellig und vor allem positiv waren, möchte ich an dieser Stelle die Kolleg*innen des Classic Rock Magazine zitieren: „If Gwen Stefani had a baby with Nirvana, it might’ve turned out like Hands Off Gretel“. Diese Einschätzung bringt ziemlich gut auf den Punkt, was die Band aus South Yorkshire ist: Laut, exzentrisch und vor allem eigenständig. Kein Wunder, schließlich spiegeln diese Attribute symbolisch die Biographie der Bandsängerin Lauren Tate wider: Mit 16 Jahren brach sie 2015 die Schule ab und kanalisierte ihre gesamte Wut und Entfremdung in ein Musikprojekt, das bis heute Bestand hat: Hands Off Gretel. Auch nach vier Jahren zahlloser Shows und einem Vorgängeralbum scheint Tate noch immer angepisst und auf Krawall gebürstet zu sein, denn „I Want The World“ lässt sich durchaus wörtlich verstehen. Viel Grunge, Punk und das Gespür für große Songs, die nicht nur ordentlich in den Gehörgang ballern, sondern dort auch hängen bleiben. Die Band drückt in den richtigen Momenten auf die Tube, versteht es aber vortrefflich, das Ganze nicht in stumpf-punkiges Geholze ausarten zu lassen. Nichtsdestotrotz sind zugebenermaßen genau jene Songs, die primär auf die Omme geben, meine Favoriten. Ich meine Alter, was ist der Titelsong „I Want The World“ denn bitte für ein fetter Arschtritt!

Fazit: Noch nie habe ich Schulabbruch so befürwortet, schließlich gäbe es diese großartige Band und ihr famoses Album sonst nicht. Nach meiner Einschätzung ist die Band aus England noch immer fürchterlich unterschätzt und auf dem Radar viel zu weniger Menschen. Ein Umstand, der sich mit der bevorstehenden Tour durch Deutschland hoffentlich zeitnah ändert. Wer zu dieser Band ruhig sitzen kann, hat sie definitiv nicht mehr alle.

[Puke Pop Records 2019]