Bild: Marco Pleil
Die Frankfurter Indie-Band Cloudberry war nach vier Alben Geschichte, ihr ehemaliger Sänger und Gitarrist Marco Pleil hat von der Musik allerdings noch lange nicht die Schnauze voll. Vielmehr wandert er nun auf Solo-Pfaden und hat kürzlich die Doppel-Single „Zerstörer/Gemeinsam einsam“ veröffentlicht. Eine gute Gelegenheit, dem Frankfurter auf den Zahn zu fühlen.
Hey, magst Du dich kurz vorstellen?
Hi! Ich bin Marco Pleil, ein alter Indie-Haudegen aus dem Raum Frankfurt/Main. Auf den Bühnen und in Bands unterwegs seit 1990. Seit 2014 dann solo mit Stromgitarre und auf Deutsch.
Stell uns doch kurz deine neue Doppel-Single vor!
„Zerstörer/Gemeinsam Einsam“ ist eine limitierte 2-Track CD-Single, veröffentlicht DIY. Die Songs waren eigentlich als Aufhänger/Beginn für mein erstes Album geplant, lagen dann aber aus Gründen eine ganze Weile in der Schublade. Da ich live aber immer mehr und öfter unterwegs bin dachte ich mir, es wäre ja ganz nett für Konzertbesucher, wenn sie bei Gefallen was vom Künstler kaufen können. Labelsuche, Verlagsdiskussionen. Irgendwann war’s mir zu blöd, also selber machen. In Sachen Album habe ich dann noch mal komplett frisch angefangen, so als Abschluss gewisser Dinge. 2019 habe ich aber endlich konkrete Pläne für einen Longplayer.
Welche Künstler*innen haben dich maßgeblich beeinflusst?
Ich höre den ganzen Tag Musik, tatsächlich am wenigsten aus der Singer/Songwriter-Richtung, eher Post und Punk. Ich ziehe mir bestimmt unbewusst immer irgendwo was raus, was mich beeinflusst. Aber am Ende vom Lied bleibe ich immer bei meinen Lieblingsbands hängen: Hüsker Dü, Joy Division, Ramones, um einige zu nennen. Jedes Mal wenn ich zu verkopft ans Songwriting gehe, und irgendwas total ausgefuchstes bauen will, merke ich: Pleil, bleib’ bei Deinen Leisten. Ich krame dann eine Ramones-Scheibe raus oder die Hüsker Dü-Songs, die Grant Hart geschrieben hat: einfach strukturierte, aber extrem effektive catchy Songs. Stehen mir definitiv besser.
Und welche Acts aus deiner Umgebung sollte man unbedingt auf dem Schirm haben?
„Umgebung“ jetzt nicht geographisch bezogen, denn im Raum Frankfurt bringt mich wenig zum Ausflippen. Aber grundsätzlich an deutschen Bands: ich bin großer Fan von „Die Nerven“: Wahnsinnsband und Kevin Kuhn ist ein toller Trommler & Typ. „Jaguwar“ aus Berlin/Dresden finde ich auch toll, schöner Shoegaze-Sound, sehr songbezogen. Meine neue Liebe: „Heim“ aus Nürnberg mit wahnsinnigen Dinosaur Jr./Buffalo Tom-Gitarren, love it!
Brian Fallon oder Frank Turner?
Bei beiden bin ich nicht so wirklich im Thema. Aber ich sage dennoch: Frank Turner! Den Hype um Gaslight Anthem und The 59 Sound habe ich nie ganz nachvollziehen können. Und mit diesem stockkonservativen Rocksound von quasi Null auf Stadion? Befremdlich. Außerdem fand ich so manche Äußerung von Brian Fallon in Interviews (Stichwort: Kreationismus) ziemlich verstörend. Frank Turner ist einfach ein grundsympathischer Typ mit Herz und Hirn am richtigen Fleck. Warum er mit seinem letzten Album „Be More Kind“ von der Presse so auf die Mütze bekommen hat, finde ich nicht fair. Tolle Folkpopsongs, ich mag die Platte sehr!