2014 der Krach & Getöse-Preis, drei Jahre später ein Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie und mit „Tiny Dancer“ den Titelsong zur ZDF-Serie „Komm schon“ beigesteuert, dazu ausgiebige Konzertreisen durch halb Europa. Auf diese durchaus respektable Bilanz können Poems for Jamiro, bestehend aus Nina Müller und Lala Nysten, zurückblicken und Ermüdungserscheinungen sind auch nicht in Sicht. Im Gegenteil: Mit „Human“ ist erst kürzlich ein neues Album erschienen, der die beiden Künstlerinnen in Hochform zeigt.

Der eben genannte Umstand, dass das Projekt Poems for Jamiro „nur“ aus den beiden Künstlerinnen besteht, ist ziemlich bemerkenswert. Schließlich klingt ihre Musik nach sehr viel mehr als nur zwei Personen, vielmehr scheinen sich die beiden besonders Mühe zu geben, nach deutlich mehr zu klingen. Dabei wirkt der elektronisch-poppige Sound, der von den unterschiedlichen Stimmen der beiden getragen wird, alles andere als überladen. Das Duo lotet perfekt aus, welche und vor allem wie viele Musikelemente die einzelnen Songs vertragen. Was bleibt ist eine wirklich dichte Atmosphäre, die zwar erst nach einer gewissen Zeit ihre Wirkkraft entfaltet, dann aber umso mehr zu überzeugen weiß. Ich hatte durchaus gewisse Startschwierigkeiten mit „Human“, fand aber nach mehr und mehr Durchläufen Zugang zu den Songs. Hierbei ist anzumerken, dass die zweite Hälfte des Albums deutlich hitverdächtiger und damit leichter zugänglich ist. Als Einstieg sei hier der Titeltrack „Human“ empfohlen, nicht zuletzt weil er mich stark an Lana Del Reys Hit „Summertime Sadness“ erinnert.

Auch wenn „Humans“ für mich eindeutig ein Grower war, wurde meine Geduld letztendlich belohnt. Eine Beschäftigung mit Poems for Jamiro lohnt sich also durchaus. Kenner*innen dieser Art von Musik werden vermutlich bedeutend schneller warm mit der Platte, aber eine Empfehlung würden diese sicherlich auch aussprechen. In diesem Sinne: Antesten!

[Bosworth Creative 2018]