In einem Genre, in dem sich gefühlt mehr Bands tummeln als Bierflaschen in einem Kotzreiz-Video, tut man als Band gut daran, ein gewisses Alleinstellungsmerkmal zu haben. Sei es ein abgefahren neuer Musikstil, ein origineller Name oder eben ein entsprechend langer Atem.
In Bezug auf letztere können DMP aus Rheinfelden wahrlich ein Lied singen – oder elf, um genauer zu sein. Die Jungs haben kürzlich zum 20. Bandjubiläum mit „Mesokosmos“ ihr neues und sechstes Album veröffentlicht. Fans dürften sich über diesen Umstand sehr freuen, schließlich liegt ihre letzte Platte „Alles Auf Schwarz“ bereits sechs Jahre zurück. Musikalisch, so die Band, sei man erwachsener geworden, ohne jedoch die Spielfreude zu verlieren. Dem ist einerseits zuzustimmen, die Musiker spielen ihre Songs (noch immer) mit einer hörbaren Leidenschaft herunter. Andererseits wirkt „Mesokosmos“ für mich ein klein wenig aus der Zeit gefallen. Keine Frage, ihre Songs gehen nach vorne und wirken musikalisch wie textlich authentisch. Die Bandmitglieder haben ohne Frage viele Platten der Ärzte und US-Punk gehört. So richtig abholen will mich der Sound der Band allerdings nicht immer, was letztlich etwas schade ist. Songs wie „Am Ende“ und „Max Mustermann“ punken nämlich richtig gut los und veranschaulichen, wo die Stärken DMPs liegen. Dennoch hätte „Mesokosmos“ eine Portion mehr Rotz und Geknüppel vertragen. Oder in anderen Worten: Mehr Punk, weniger Rock.
Letztlich ist das aber natürlich Geschmackssache und man merkt der Band definitiv an, dass es sich bei „Mesokosmos“ um jene Art von Musik handelt, die die Musiker auch wirklich machen wollen. Im Zweifel geht Authentizität dann doch über meine persönliche Vorstellung, wie eine Platte klingen soll. Dass die Jungs live für ordentlich Stimmung sorgen, würde ich indes in keinem Fall bezweifeln. Soll heißen: Wer auf Punk mit deutlichem Rock-Schwerpunkt steht, Radio Havanna feiert und gerne eine kleine Zeitreise unternehmen möchte, sollte DMP definitiv antesten. Vor allem live!
[30Kilo Fieber Records 2019]