Songs über’s Erwachsenwerden? Gibt es wie Sand am Meer, was schlicht daran liegen dürfte, dass viele junge Menschen Musik machen. Zugegeben, vieles davon ist abgedroschen und wurde so oft durchgekaut, dass es (abgesehen von den Verfasser*innen der Texte) niemanden mehr so richtig zu überzeugen vermag. Aus dieser Masse solcher Bands lyrisch herauszustechen ist also entsprechend schwierig. Wirklich überzeugende Kandidaten sind hier wohl Polar Bear Club oder Modern Life Is War, deren Texte mich teils tief berührt haben, weil sie so perfekt genau das in Worte fassen, was ich fühlte und auch immer noch verspüre.
An genau diesem Punkt setzen Great Escapes an. Auf „Shivers and Shipwrecks“ demonstrieren sie, dass Post Punk beziehungsweise Emo der Marke Polar Bear Club und Crucial Dudes noch lange nicht in der Mottenkiste verrottet ist. Auf fünf Songs setzen sich das Trio aus Niedersachsen mit allen Grausamkeiten der Adoleszenz auseinander, und rückblickend auf ihr bisheriges Wirken spiegelt sich diese Thematik in ihrem Bandnamen wider: Manchmal sind die Musik und das Touren genau der richtige Eskapismus von einer Welt, die man manchmal am liebsten in die Sonne schießen würde. Dass die neue EP der Great Escapes auch noch technisch so gut klingt, liegt nicht zuletzt an Bastian Hartmann (Tontechniker bei Adam Angst) und Lukas Kroll (Schlagzeuger bei Rivershores) liegen, welche beide an den Aufnahmen zur EP beteiligt waren.
Melancholie? Absolut, aber vermutlich bin ich nicht der einzige, der dieser Emotion auch etwas durchaus Bittersüß-Schönes abgewinnen kann. Darum ein dickes Lob an Great Escapes für das wunderbare Gesamtpaket aus bewegenden Texten und tragender Musik!
[Uncle M 2018]