Für gewöhnlich betrachte ich Pressetexte oder Ankündigungen zu neuen Releases immer mit einer gesunden Vorsicht, geht es doch letztlich nicht um reines Marketing. In manchen Fällen treffen die Lobpreisungen aber doch erstaunlich gut zu. So zum Beispiel im Fall von Goldrogers neuem Album „Diskman Antishock“, zu dem Check Your Head verlauten lässt: „Goldroger wirkt zeitlos, als wäre er schon immer da gewesen und hätte gleichzeitig noch gar nicht richtig losgelegt.“ Das ist so dermaßen treffend, weil der Kölner Rapper zwar bereits Album Nummer drei in den Startlöchern hat, aber immer noch vollkommen experimentierfreudig, aber dennoch einzigartig und versiert klingt. Aber der Reihe nach.
„Diskman Antishock” umfasst sieben neue Songs, von denen bereits zwei Singles aus Auskopplung inklusive Video erschienen sind. Fans des Rappers konnten bereits bei diesen Kostproben aufatmen, denn Goldroger knüpft in „Lavalampe Lazer“ und „Potion“ genau an jenen Vibe an, den er mit seinem Debüt „Räuberleiter“ (2015) und „Avrakadavra“ (2016) für sich entdeckt hatte. Dies dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dass das Produzenten-Duo Dienst&Schulter auch an der neuen Platte ordentlich mitgemischt hat. Auch wenn die Musiker zu meiner Freude die hippieesken Cloudrap-Elemente deutlich herunterschrauben, ist „Diskman Antishock“ mitnichten als musikalischer Rückschritt zu betrachten. Überwogen auf dem Vorgänger „Avrakadavra“ nicht selten Jimi Hendrix-Bombast und adoleszenter Kitsch, klingen Goldrogers neue Songs fokussierter und letztlich noch mehr nach Goldroger als alles andere bisher. Inwieweit das bloße Lesen dieser Aussage Sinn ergibt, muss jede*r selbst entscheiden. Ein paar Durchläufe des Albums dürften aber verdeutlichen, was ich meine. Die musikalische Spannweite zwischen Tracks wie „Bomberman“ und „Speedball Drive“ ist einfach großartig und in seiner Herangehensweise einzigartig. Dass Goldrogers Texte auf „Diskman Antishock“ zwischen Stakkato-Rap und Gesang wieder mal pure Lyrik sind, sollte ich an dieser Stelle eigentlich nicht erwähnen müssen.
Hatte ich mich an „Avrakadavra“ irgendwann ziemlich satt gehört und Goldroger fast ein bisschen vergessen, holt mich der Rapper mit seinem neuen Release direkt wieder ab. Seine Musik bleibt im Kopf, Widerstand ist hier zwecklos. Und das ist gut so. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich dieses Mal nicht so schnell genug von Goldroger haben werde. Der Umstand, dass die sieben neuen Songs nur der erste Teil von „Diskman Antishock“ sind und dessen zweiter Teil für April 2020 angekündigt ist, dürfte meine Einschätzung bestärken.
[Vertigo/Universal Music 2019]