Zugegeben, Country und Americana sind jetzt nicht unbedingt das, was täglich durch meine Playlists geistert. In meinem durchaus musikaffinen Elternhaus haben diese Richtungen zwar eine nicht ganz unbedeutende Rolle gespielt, so richtig warm wurde ich mit Gram Parsons und Co aber nie wirklich. Nichtsdestotrotz setzt bei mir ein gewisses Nostalgie-Kopfkino ein, wenn ich irgendwo ähnlich gelagerte Musik vernehme, und ich fühle mich direkt in meine Kindheit zurückgebeamt.

So ähnlich verhält es sich bei mir mit Fluru, einer fünfköpfigen Band aus Stockholm. Auf ihrem neuen Longplayer „Where The Wild Things Grow” klingt diese zunächst stark nach US-amerikanischen Vorbildern, insbesondere die beeindruckende Stimme von Sängerin Malin Hässlemark. Für mich also gewissermaßen Nostalgie pur. Diese subjektive Einschätzung hilft jetzt Fans des Genres freilich nicht wirklich,, so viel sei aber gesagt: Fluru haben durchaus das Potenzial, auch außerhalb ihres Szene-Teichs Wellen zu schlagen. Ausschlaggebend hierfür ist nicht nur die ordentliche Portion Pop und Folk, die den Songs des Quintetts eine einzigartige Atmosphäre beschert. Hierbei weckt nicht nur der Albumtitel Erinnerung an das finnische Musikprojekt Nest und dessen starke Natur- und Wildnisästhetik. Auch der schwedische Bandname, welcher so viel wie „zottelig“ oder „verwuschelt“ bedeutet, unterstreicht diesen Eindruck. Trotzdem, und genau das dürfte ein gewisses Alleinstellungsmerkmal der Platte sein, klingt „Where The Wild Things Grow“ zwischen den Zeilen eindeutig nach Schweden. Wer sich den Song „Old Fashioned Way” zu Gemüte führt, wird genau wissen, was ich meine.

Kurzum: Fluru spielen nicht unbedingt die Art von Musik, die meinen persönlichen Geschmack trifft. Trotzdem sehe ich es schon fast ein bisschen als meine Pflicht, Fans von Country und Americana auf ihre Platte hinzuweisen. Gerade mit Blick auf die dichte Atmosphäre und die musikalische Detailverliebtheit können die Schwed*innen ein durchaus breites Publikum ansprechen. Wer nicht nach Kraut und Rüben, sondern gut austarierte musikalische Vielfalt sucht, wird mit „Where The Wild Things Grow“ fündig.

[What We Call 2018]