Obwohl DIY eine Lebenseinstellung ist, die man bekanntlich (und fast schon logischerweise) in allen Musiksparten findet, ist mir diese am ehesten aus Punk und Hardcore geläufig. Gerade dort hat DIY für viele Menschen gewissermaßen einen apologetischen Charakter, der beispielsweise über eine räudige Produktion hinwegsehen lässt, weil das ja irgendwie zu DIY gehöre. Dass letzteres nicht automatisch eine beschissene Klangqualität des musikalischen Outputs bedeuten muss, begreifen meiner Erfahrung nach erstaunlich wenig Leute.

Einen guten Gegenbeweis liefern in dieser Hinsicht Cadavre de Schnaps, zumal diese musikalisch nicht aus der Punk-/Hardcore-Ecke kommen. Hinter dem ungewöhnlichen Namen verbirgt sich zunächst der Kölner Musiker Jeong-Il Sin, der solo unter dem besagten Namen 2015 zunächst das Album „Let Bad Things Happen“ veröffentlichte. Vier Jahre später steht nun mit „Comedy“ das zweite Werk in den Startlöchern. Hierfür hat sich Jeong allerdings Unterstützung dreier befreundeter Musiker (Philipp, Michael und Leif) geholt, sodass diese nun live, aber eben auch für das neue Album als fester Bestandteil von Cadavre de Schnaps als Band zu verstehen sind. Aber zurück zum DIY-Bezug: „Comedy“ ist musikalisch bemerkenswert versiert und man merkt zu jedem Zeitpunkt, dass die Bandmitglieder bestens aufeinander eingegroovt sind – was beim Sound der Band auch entscheidend ist. Irgendwo zwischen Artrock, Indie und deutlichen Folk-Bezügen weben Cadavre de Schnaps komplexe Songstrukturen, die durchaus ihre Zeit benötigen, sich nachvollziehbar zu entfalten. Die Band lässt sich hierfür in ihren neun Songs knapp eine Dreiviertelstunde Zeit. In anderen Worten: „Comedy“ ist kein Album, das mal eben so einfach reinläuft. Macht aber nichts, schließlich ist das auch den besagten Genres geschuldet, und gerade Fans dieser Spielarten wissen sicherlich Geduld für eine solche Platte mitzubringen. Besonders schön und daher ein Anspieltipp: „Gear“, das am Ende mit einer kleinen Referenz an CCRs „Have you ever seen the rain“ aufwartet. Trotz allem möchte ich „Comedy“ nicht als reines Nerd-Album verstanden wissen. Am besten einfach antesten, zurücklehnen und mit jedem Durchlauf mehr entdecken. So hochwertig und verspielt kommt DIY schließlich nicht allzu oft daher.

[DIY 2019]